Brillant

Strauss: Die schweigsame Frau am Badischen Staatstheater Karlsruhe

Opernwelt - Logo

Die Hölle, das sind für den lärmempfindlichen Admiral Sir Morosus die Anderen. Der geliebte Neffe hat die Juristerei an den Nagel gehängt und sich eine Operntruppe nebst singender Gattin Aminta angelacht. Woraufhin der empörte Onkel ihn enterbt und seinen Lebensabend mit einer schweigsamen Frau verbringen will.

Als brachiale Rosskur für den Alten wird eine tönende Höllenmaschine in Gang gesetzt: Ausgerechnet Aminta wird ihm als Ehefrau untergeschoben, die sich natürlich als alles andere als schweigsam entpuppt; zusätzlich treibt ihn die Truppe mit einem lärmend bösen Umer -ziehungsprogramm in den Nervenzusammenbruch.

Was Richard Strauss und sein Textdichter Stefan Zweig aus Ben Jonsons elisabethanischer Komödie «Epicoene or The Silent Woman» gemacht haben, war eigentlich schon im Uraufführungsjahr 1935 ein Beitrag zu einer Postmoderne avant la lettre: In einer Oper wird die Oper selbst zum Folterinstrument. Nach nur wenigen Vorstellungen wurde das Stück, das mittels Collage- und Zitattechniken eine Komödie aus alten Tagen in die Moderne geholt hatte, wegen des jüdischen Textdichters von der Bühne verbannt.

Mariame Clément inszeniert es nun am Badischen Staatstheater mit filmischer ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Februar 2024
Rubrik: Panorama, Seite 47
von Bernd Künzig

Weitere Beiträge
Allein unter Wölfen

Eine Königin kehrt zurück. Doch nicht im Triumphmarsch betritt sie an diesem 19. August 1561 im schottischen Leith heimatliche Gestade. Sie kommt, begleitet von fürstlichen Frauen, frierenden Fräuleins und ernstgestimmten Edelmännern, als Witwe eines gut neun Monate zuvor verstorbenen Königs, der im Grunde nie zum König taugte. Ein Knabe von schwächlicher...

Fassadenkunst

Wahrscheinlich kann man in keiner Münchner Edelboutique das mintgrüne Ungetüm von Kleid nebst turmhohem Federbusch erstehen, das Andrew Watts als Prinz Orlofsky im zweiten Akt trägt. Erst recht nicht die gelb-rosa-silbernen Blumenhauben, Dekolletés, Zylinder, Perlenschnüre und falschen Bärte, die Klaus Bruns dem Chor der Bayerischen Staatsoper verpasst hat. Barrie...

Wenn die Zeit stillsteht

Es gibt ein paar Regeln des Betriebs, die bei Adriana González sogleich außer Kraft traten. Eine davon lautet, dass es für junge Sängerinnen und Sänger gut ist, sich zunächst in einem Ensemble zu entwickeln, Sicherheit zu bekommen. Eine andere, die damit zusammenhängt, lautet, dass es für junge Sängerinnen und Sänger gut ist, das Repertoire nicht hektisch, aber...