Bilder und Zeiten

Strauss: Capriccio Meiningen / Südthüringisches Staatstheater

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Das Streichersextett spielt die ersten Akkorde, da zerreißt ein Heulton den kammermusikalischen Wohlklang. Fliegeralarm, wie üblich. Die Musiker tragen ihre Geigen und Celli gelassen Richtung Bunker, der Hausdiener klappt routiniert den Deckel des Spinetts zu und wartet die Bomben ab. Wir befinden uns im Jahr 1942, zur Zeit der Uraufführung von Richard Strauss’ «Capriccio». Wir befinden uns zugleich in einem Salon im vorrevolutionären Frankreich. Und wir befinden uns im Meininger Theater – wo Anthony Pilavachi «Capriccio» hintersinnig und zeitenüberspannend inszeniert.

La Roche, Theaterdirektor und Verfechter der tradierten Künste, wandelt zwischen dem kriegsverheerten Deutschland Strauss’ und dem Salon der Gräfin Madeleine, die keine größere Sorge kennt als eine Musenfrage: Welcher Kunst ist der Vorzug zu geben, der Poesie oder der Musik? Und welchem Verehrer: dem Dichter Olivier oder dem Komponisten Flamand?

Das «Konversationsstück für Musik» lebt von seinen raffiniert verschachtelten Erzähl- und Reflexionsebenen. Schauspiel und Dichtung contra Musik, Tradition contra Reform, hehre Kunst contra Materialismus, dazu mehrere ebenso handfeste wie symbolbefrachtete Liebes- und ...

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Opernwelt Dezember 2015
Rubrik: Panorama, Seite 41
von Frauke Adrians

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56. Jahrgang, Nr 12
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ISSN 0030-3690
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