Bengston: Die Zofen
Die bühnenfüllende, bis ins Orchester sich hinabschwingende Freitreppe (Ausstattung: Sibylle Schmalbrock) wäre wie gemacht für den dritten «Arabella»-Akt. Sie signalisiert eher intaktes Großbürgertum, als dass sie die zwischen Traum und Wirklichkeit changierenden Brechungen dieses auf Jean Genet zurückgehenden Operneinakters des Schweden Peter Bengtson wiedergeben könnte. Überhaupt haftet der Inszenierung von Wolf Widder etwas verharmlosend Boulevardeskes an.
Da tun sich keine Abgründe auf, wenn die beiden Zofen Claire (Donna Ellen) und Solange (Veronika Waldner), die mit brillantem Koloratursopran und dazu kontrastierendem sonorem Mezzo stimmlich ganz ausgezeichnet sind, immer und immer wieder die Demütigungen durchspielen, die sie von ihrer Herrin (Elenor Wiman mit imposantem Kontra-Alt) zu erleiden haben, bis schließlich der Mordplan in ihnen heranreift.
Lübeck wartet mit diesem neuesten Beitrag zu seinem Zyklus nordischer Opern zum ersten Mal nicht mit einer deutschen Erstaufführung auf (die hat Greifswald bereits 1996 geboten, siehe OW 6/1996), hat aber trotzdem ein nicht uninteressantes Stück herausgegriffen, dessen in weiten Teilen von Filmmusik inspirierte Partitur die ...
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