Dauergebet
Auch das bringt der Alltag an einem Doppelinstitut mit sich: Nach elf Jahren war die alte «Parsifal»-Inszenierung des damaligen Generalintendanten Kurt Horres erstmals beim Partner Duisburg zu erleben. Erst jetzt verfügt das Haus über die entsprechende Podien- und Hydrauliktechnik. Ein verstaubter Blick auf Richard Wagners Bühnenweihfestspiel? Jein.
Was die szenischen Versatzstücke (Andreas Reinhardt) mit einem muschelähnlichen Blickfang für die hermetische Männerwelt der Gralsritter und für Klingsors Spukschloss anbelangt, dürften heute ganz andere Projektionsmittel zur Verfügung stehen. Auch die Figurenbehandlung in einem überwiegend statisch-oratorischen Stehkonvent könnte revidiert werden.
Doch die Musik und das Ensemble richten diese szenische Schieflage einer spröde winterlichen Sakrallandschaft wieder auf. Das gilt für John Fiore am Pult der fabelhaft disponierten Duisburger Sinfoniker, und das gilt für Hans-Peter Königs Gurnemanz und Boris Statsenkos Amfortas. Beide Sänger erfassen das Leiden menschlichen Hoffens und Scheiterns. König, von der Statur schon bevorzugt, verleiht darüber hinaus dem väterlich-weisen Gurnemanz die Aura eines noblen Charakters. Statsenko singt ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
![](https://www.der-theaterverlag.de/fileadmin/user_upload/theaterverlag/paywall-images/ow-paywall-img.png)
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Zwei Tage vor der Premiere der «Ariane» ließ Klaus Pierwoß die Bombe platzen. Er werde, so verkündete er auf einer Pressekonferenz, im Sommer 2007 Bremen verlassen und somit seinen Vertrag als Generalintendant nicht weiter verlängern. Er sehe seine Arbeit von den Kulturpolitikern der Stadt nicht angemessen gewürdigt, habe immer wieder zermürbende Diskussionen um...
Ihm und «La scintilla» galt der größte Beifall: Marc Minkowski und das Barockensemble der Oper Zürich waren zusammen mit fast durchweg in ihren Rollen debütierenden Sängern für diesen fesselnden Vier-Stunden-Abend entschieden mehr verantwortlich als Inszenierung, Bühne und Kostüme. Wann je – nicht einmal in Minkowskis eigener Aufnahme von Händels «Giulio Cesare in...
Im zeitgenössischen Kunstbetrieb ist Jonathan Meese schon seit ein paar Jahren everybody’s darling. Herumgereicht zwischen Berlin und Frankfurt, Köln und London, Mailand und New York. Das Theater hat ihn erst kürzlich entdeckt. Frank Castorf, das Ohr stets an den raunenden Untertönen des Zeitgeistes, nahm den jungen Bilderstürmer mit dem fettigen Langhaar für...