Bauchstiche dauern
Sie haben Ihre Abschiedsvorlesung an der Uni Basel über Tod in der Oper gehalten. Wenn Sie für sich zwei Listen machen würden – Opern mit und ohne Tote –, welche wäre länger?
Die mit tödlichem Ausgang. Das ist auch eine Frage der persönlichen Vorliebe.
Inwiefern?
Es gibt mehr gute tragische als gute komische Opern.
In den meisten großen Werken kommt mindestens eine der Figuren um: «Don Giovanni», «La traviata», «La Bohème», «Götterdämmerung», «Wozzeck» und «Lulu» ...
Woher kommt eigentlich unsere Lust am Tod?
Die meisten Leute fürchten den Tod. Real ist er etwas ganz Schreckliches. Auf der anderen Seite fasziniert er. Ein Fernsehkrimi ohne Leiche ist langweilig. Dass jemand stirbt, unterstreicht die Dramatik der Situation und macht anschaulich, wie tief menschliche Abgründe sein können.
Mozarts «Don Giovanni» endet mit der Wiederkehr des toten Komturs und der «Höllenfahrt» der Titelfigur. Was ist dieser Giovanni für ein Mensch?
Don Giovanni ist der Prototyp einer psychopathisch dissozialen Persönlichkeit, wie wir ...
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Opernwelt September/Oktober 2014
Rubrik: Magazin, Seite 98
von Sigfried Schibli
Dem bequem Üblichen und Überkommenen, dem Gewohnheitsgeplapper hat Nikolaus Harnoncourt sich stets entzogen. Auch und vor allem in der Musik. Nicht, dass man mit seiner Interpretation von Mozarts «Zauberflöte» 2012 bei den Salzburger Festspielen immer d’accord war. Manches schien doch ein wenig nach gewolltem «Anders-als-die-anderen» zu riechen, und man konnte die...
Auf dem Cover ein Mädchen, das sich in einen Umhang schmiegt. Silberne Pixel, in weißen Grund geprägt. Sonst nichts. Nur auf dem Rücken dezente Schrift. Die Ränder der Seiten sind in einem aufwändigen Wellenmuster geschnitten. Drinnen, in saftigen Farben, ein Portfolio des Mode- und Werbefotografen Pierre Debusschere. Ein Bildband? Ein Ausstellungskatalog?...
In den 1950er-Jahren ließ der Wiener Chansonnier Hermann Leopoldi im Liede einen wegen nächtlicher Ruhestörung eingebuchteten «stillen Zecher» jammern: «Geh’n S’ nur in d’ Oper rein – dort singen d’ Leut’ viel lauter noch, aber die sperrt keiner ein.» Man sieht, das Missverständnis, Lautstärke sei eine Qualität des Operngesangs, ist nicht neu. Schon Verdi hat...