Ausgeträumt?
Anfang des Jahres gab’s an der Londoner English National Opera ausnahmsweise was zu feiern. 85 Jahre zuvor hatte Lilian Baylis die Kompanie ins Leben gerufen. Ihr Traum: im Sadler’s Wells Theater einem breiten Publikum die Welt der Oper spannend nahe zu bringen. Doch die Jubiläumsfeierlichkeiten im Januar waren ganz auf die Elite zugeschnitten. Zum Auftakt servierte das ENO-Orchester unter seinem neuen Chef Mark Wigglesworth (Foto) die Ouvertüre zu Bernsteins «Candide», dann umschmeichelte man beim Fundraising-Dinner und einer Auktion die gutbetuchten Gäste.
Es ging nicht anders – die ENO braucht Geld.
Candide muss bekanntlich lernen, dass Optimismus auf Sinnestäuschung beruht. Visionen, Ideale? Am Ende geht’s darum, den Haushalt in den Griff zu kriegen. Die Unterstützer der ENO, ob reich oder arm, dürften allmählich dieselben Schlüsse ziehen. Denn seit dem annus horribilis 2015 (in dessen Verlauf Verwaltungsdirektorin Henriette Götz, der Künstlerische Direktor John Berry und der Aufsichtsratsvorsitzende Martyn Rose das Haus verließen, siehe OW 5/2015) ist die ENO nicht zur Ruhe gekommen. Der letzte Schlag: Wigglesworth hat dies Nase voll. Zum Ende der Spielzeit kehrt er der ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt Mai 2016
Rubrik: Magazin, Seite 83
von Neil Fisher
Es gibt, wie man weiß, die unterschiedlichsten Seufzer. Jene leichten, sehnsuchtsvollen, die «Schlittschuh auf nächtlichem Eis» laufen, wie Christian Morgenstern dies suggeriert. Jene anderen, tief befriedigenden. Und dann auch jene, die sich der Brust schwer entringen, weil sie einen Einschnitt bedeuten, eine Wende im Leben. Ottavia nimmt in Monteverdis...
Zu den beglückendsten Erfahrungen in die Jahre gekommener Musikliebhaber gehört die Begegnung mit jungen Künstlerinnen und Künstlern, die ihre Kinder oder Enkel sein könnten. Die Norwegerin Mari Eriksmoen hat sich mit ihren Mozart-Auftritten im Theater an der Wien und beim Festival in Aix-en-Provence bereits einen Namen gemacht; in René Jacobs’ Einspielung der...
Lange Zeit hatte Bohuslav Martinus «Griechische Passion» einen schweren Stand: 1957 von Covent Garden vor der Uraufführung abgelehnt, erfuhr das Werk gravierende Umarbeitungen, ehe es – erst nach dem Tod des Komponisten – 1961 in Zürich aus der Taufe gehoben wurde. Ein Renner ist das auf einem Roman von Nikos Kazantzakis basierende Stück immer noch nicht. Denn die...