Krimikomödie
Noch bis Ende 2016 bleiben die Pforten der Pariser Opéra Comique geschlossen – eine Totalrenovierung steht an. Der Komponist Marc-Olivier Dupin und sein Librettist Ivan Grinberg haben den Vorhang einfach im Internet wieder hochgehen lassen. In der Weboper «Le Mystère de l’écureuil bleu» ist das Haus an der Place Boieldieu schon frisch herausgeputzt, man fiebert der Eröffnungsgala entgegen. Entsprechend nervös wird Direktor Saint-Germain, als Sängerin Adèle nach guter Primadonnenart mit Boykott droht.
Und ausgerechnet jetzt platzt ein Mordfall in die Vorbereitungen: Gemeuchelt wird «Zampa», ein blau schimmerndes Eichhörnchen. Die Auflösung des Verbrechens bleibt allerdings Nebensache; im Fokus stehen die Gefühlsturbulenzen, in die alle Beteiligten geraten.
Dupin, ein Könner auf dem Feld der Film- und Theatermusik, hat dafür elegante und charmante Musik geschrieben, Délibes, Charpentier, Massenet und anderen über die Schulter spähend – Stilkopien und Parodien der meisterhaften Art. «On va la jeune hindou» aus «Lakmé» etwa schreibt Dupin zum vergnüglichen Duett der konkurrierenden Diven um. Die jungen Stimmen der Académie de l’Opéra Comique, begleitet vom Kammerensemble Les ...
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Opernwelt Mai 2016
Rubrik: Magazin, Seite 86
von Mathias Nofze
Die Trompete wimmert – zart, versehrt – im Nachhall des Schlagzeugs. Es klagt das Fagott. Erschöpfung liegt über der ersten Szene aus Volker David Kirchners neuer Oper «Gutenberg». Die Musik erinnert an die fahlen Stimmungen im Spätwerk von Dmitri Schostakowitsch, die Szene selbst – mit dem alten Johannes Gutenberg im Algesheimer Hof zu Mainz – ist ein Echo des...
Als der Jazzpianist Keith Jarrett Ende der 1980er-Jahre Bach aufzunehmen begann, zeugte sein Spiel von einer Haltung unbedingter Reverenz. Wie einem heiligen Monument schien er sich dem «Wohltemperierten Klavier» oder den «Goldberg-Variationen» zu nähern. Mit der dem Augenblick abgerungenen Freiheit, die Jarrett in seinen Soloimprovisationen zelebrierte, hatte das...
Und so werden sie sich in der kommenden Saison alle ums wärmende Feuer der Vergangenheit versammeln. Oder ist es doch mehr eine Séance? Wenn, dann werden jedenfalls aus sehr unterschiedlichen Gründen Geister beschworen. In Lyon, wo mit Klaus Michael Grübers «Poppea», Heiner Müllers «Tristan» und der «Elektra» von Ruth Berghaus Legendäres wiederauferstehen soll....