Aufenthalt im Unerhörten

Christiane Wiesenfeldt denkt über die Anfänge der musikalischen Romantik nach

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Ach, was sind das doch für magische zwei Zeilen! «Und die Welt hebt an zu singen, / Triffst du nur das Zauberwort.» Geschrieben hat sie einer der bedeutendsten Dichter der deutschen Romantik, Joseph von Eichendorff, und nicht zufällig dienten sie Rüdiger Safranski 2007 als zentrales Motto für sein staunenswert kluges Buch über die Romantik.

Darin findet sich auch jene triftige Charakterisierung dieser vielbesungenen Epoche, die der viel zu früh aus der Welt geschiedene Friedrich von Hardenberg seinerzeit in Worte gegossen hatte: «Indem ich dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehn, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein gebe, so romantisiere ich es.»

Novalis’ nuancierte Notiz erscheint an prominenter Stelle auch in Christiane Wiesenfeldts kürzlich erschienener Studie «Die Anfänge der Romantik in der Musik» (Bärenreiter, 304 Seiten, 39,99 Euro), die sich zum Glück nicht ausschließlich auf musikwissenschaftlich trockener Erde ausruht, sondern in jedem gescheiten Gedanken (und davon ist das Buch voll) den geweiteten Blick zum (auch literaturhistorischen und sogar literarischen) Horizont sucht. Gleichwohl steht ...

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Opernwelt 12 2022
Rubrik: Magazin, Seite 75
von Jürgen Otten

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