Auf Ohrenhöhe mit Gluck
Glucks am 18. Mai 1779 in Paris uraufgeführte «Iphigénie en Tauride» war nicht die erste französische Oper, die den Stoff des antiken Dramas von Euripides aufgriff. Fast auf den Tag genau 75 Jahre früher war an der Pariser «Académie Royal de Musique» das Gemeinschaftswerk von Henry Desmarest und André Campra herausgekommen. Der wegen seiner Liaison mit einer minderjährigen Schülerin von der Todesstrafe bedrohte Desmarest musste 1699 aus Frankreich fliehen, zuerst nach Brüssel, dann nach Madrid, ehe er 1703 in Lothringen eine Anstellung fand.
Seine letzte, noch nicht fertiggestellte Oper ließ er zurück. Campra, der geschickt in Desmarests Stilkleid schlüpfte, vollendete sie. Über die Anteile beider sind wir durch die Angaben im Partiturdruck aufs Genaueste unterrichtet. Die Uraufführung war ein Misserfolg; später gehörte das Werk zu den meistgespielten Werken der Pariser Opéra und wurde erst durch Gluck von der Bühne verdrängt.
Hört man die jetzt entstandene Gesamtaufnahme mit Glucks Musik im Ohr, so ist man überrascht, wie wenig sie gegen dessen Meisterwerk abfällt, ja wie sehr sich die beiden stilistisch so grundverschiedenen Stücke in ihrem strengen musikalischen Ton wie ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt April 2025
Rubrik: Medien, Seite 32
von Uwe Schweikert
Der 17. Juni 1949 war einer jener Tage, den wohl keine Sängerin, die je die Rolle der druidischen Priesterin verkörpert hat, wird vergessen können. An diesem mild-warmen Sommertag stand im Teatro Colón zu Buenos Aires die (Musik)Welt für einen Moment still, atemlos staunend. An der Seite von Fedora Barbieri, Mario del Monaco und Giulio Neri sang Maria Callas die...
Auf den ersten Blick wirken seine Artefakte amorph, wie zerklüftet im Lauf der Jahre. Länger betrachtet lassen die scheibenartigen Skulpturen indes oft menschliche Gestalten erahnen, die mit der Zeit ihre Eigenart verloren haben: Gesichter, kaum noch erkennbar. Manchmal sind es derer sogar zwei. Nicht eben zufällig hat der britische Bildhauer Tony Cragg vor einigen...
Axel Ranisch, das staunend-spielerische Kind mit Bart im Regiesandkasten, hat in Stuttgart wieder zugeschlagen. Pro -kofjews Oper «Der Spieler» nach Dostojewskis gleichnamigem Roman verdichtet die Handlung dramaturgisch geschickt: Eine vermeintlich feine, russische Gesellschaft vergnügt sich beim Glücksspiel. Der beim Marquis verschuldete General wartet auf die...