Auf Diät
Eckhard Henscheid ätzt in «Dummdeutsch», die andauernde Verwendung der Vokabel irgendwie sei «irgendwie eine spezifische geistige Schrumpfleistung der Post-No-Future-Generation». In diesen unseren Krisenzeiten scheint sie indes allgegenwärtig. Und wenn ein prominenter Theaterleiter äußert, man müsse irgendwie über die nächsten Monate und vielleicht Jahre kommen, wird Häme zu Ungemach, ja Tragik.
Denn es ist eben nicht vom Irgendwie des Nicht-festgelegt-werden-Wollens die Rede, sondern bezieht sich konkret auf Einschränkungen im Rahmen der Pandemie, die etwa gemeinsames Spielen und Musizieren hemmen.
Wenngleich einige dieser Restriktionen zur Zeit, da dies geschrieben wird, ein wenig gelockert wurden, bleibt doch die Tatsache, dass beispielsweise Aufführungen von Opern mit umfangreichem Klangkörper angesichts der engen Verhältnisse in den meisten Orchestergräben für viele Theater unmöglich sind. Weswegen der Kammeroper in Hinkunft noch mehr Aufmerksamkeit gelten dürfte. Ohnehin erfreut sich dieses Genre aufgrund seiner Flexibilität und Offenheit großer Beliebtheit etwa in der zeitgenössischen Komponistenszene.
«Leichtfassungen» gewichtiger Werke gibt es seit vielen Jahren; schon ...
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Opernwelt September/Oktober 2020
Rubrik: Magazin, Seite 75
von Gerhard Persché
Man mag es immer noch nicht glauben: Seit Herbst 2019 sind die Skizzen und Entwürfe aus Giuseppe Verdis Nachlass im Staatsarchiv von Parma zugänglich. Zwar bleiben die von der römischen Regierung in einer überraschenden Aktion im Frühjahr 2017 sichergestellten Originale im Tresor. Doch wer vor dem Corona-Shutdown nach Parma gekommen war, konnte am Bildschirm Scans...
JUBILARE
Wenige haben den Diskurs über Oper und Musiktheater heute stärker geprägt als er. Mit Adorno, Heidegger und Derrida im Hinterkopf, begriff Klaus Zehelein künstlerisches Handeln stets als reflektierte Auseinandersetzung mit der Gegenwart des Vergangenen und der Geschichtlichkeit des Gegenwärtigen. Angefangen hat er in den 1960er-Jahren als junger...
Unheimlich, die Stimmung am Flughafen. Die Menschen hielten großen Abstand. Ja, das war richtig und nötig. Aber gleichzeitig mieden alle die Blicke der anderen. Niemand lächelte. Es war unglaublich still. Stündlich kamen die Nachrichten über Reisebeschränkungen, Absagen, steigende Infektionszahlen. Mitte März. Gerade waren die Proben zu Poul Ruders’ Oper «The...