Auf dem Prüfstand

Albrecht Thiemann über Sallinens «Der rote Strich» in Helsinki und die Turbulenzen an der Finnischen Nationaloper, dazu ein Gespräch mit GMD Mikko Franck

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Helsinki, Mitte März. Über der neuen, 1993 eröffneten Ooppera, dem lichtdurchfluteten Gebäude der Finnischen Nationaloper, strahlt die Frühlingssonne. Draußen, durch die verglaste Ostfassade gut sichtbar, glitzert der noch ver­eiste Töölö-See. Zwei Stunden vor der Premiere sieht man oben im Rangfoyer lauter heitere Gesichter. Aulis Sallinen, dessen 1978 im alten Garnisonstheater aus der Taufe gehobene Oper «Punainen viiva» («Der rote Strich») zur Auffüh­rung ansteht, ist aus seinem Domizil in der Provence angereist.

Der Zweiundsiebzigjährige sieht blendend aus, ein lächelnder Grandseigneur, der mit den Mühen der Ebene offenbar nichts mehr zu schaffen hat. Auch Intendant Erkki Korhonen, ein Mann von massiger Statur und diskret-freundlichem Temperament, zeigt sich in demonstrativ aufgeräumter Stimmung. Mit jovialer Herzlichkeit begrüßt er seinen jungen Musik­chef Mikko Franck, der, bevor er gleich den Taktstock führen wird, der kleinen Presserunde noch rasch mitteilt, warum er zum tragischen Ende des «Roten Strichs» immer ein bisschen weinen müsse.
Allein, von einer harmonischen ­Arbeitsatmosphäre kann an Finnlands führendem Operninstitut derzeit keine Rede sein. Hinter den Kulissen ...

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Opernwelt Mai 2007
Rubrik: Im Focus, Seite 18
von Albrecht Thiemann

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