Apropos... Mal was Heiteres!

Nicht auszudenken, wenn er, einer der besten Baritone, diese Rolle nicht sänge. Es ist aber auch schwer, sich ihn als Don Giovanni vorzustellen. Christian Gerhaher als Tausendsassa, als Tunichtgut? In Frankfurt wagt er es

Opernwelt - Logo

Herr Gerhaher, von Ihrem Debüt als Don Giovanni war nicht unbedingt zu erwarten, dass Sie die Rolle als Erotik-Protz, als aggressiven Verführer anlegen. Sondern?

Ich kann Ihnen ehrlich sagen: Ich hatte sechs Wochen vor der Premiere nicht die geringste Ahnung! Was ich hatte, waren Komplexe. Es ist doch ganz klar, dass man sich für den Don Giovanni vom Typus her eher einen Jonas Kaufmann wünschen würde als mich. Was immer ich über den Don Giovanni lese, macht mir Probleme. Das Virile etwa hat bei mir gar keine wirkliche Adresse.



Was interessiert Sie an Don Giovanni?
Mich interessiert, dass er ein Mann ist, der nie Zweifel an seiner Rolle hat. Wobei: Ich glaub ihm auch das nicht ganz! Dem Rezitativ nach dem Duell fehlt alles Komische. Auch alles Triumphale. Stattdessen: Entsetzen! Es ist der Schreck des Raskolnikow nach der Tat. Don Giovanni ist für mich aber auch nicht daran interessiert, Frauenschicksale zu zerstören.

Kein Zerstörer. Aber doch ein Verführer?

Ich glaube, die Nähe Giovannis zu Casanova, der die Frauen wirklich geliebt hat, liegt lange zurück. Er weiß natürlich noch, wie sein Handwerk geht, aber die Lust daran hat er in meinen Augen nicht mehr. Als Beispiel das Ständchen: ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Juni 2014
Rubrik: Magazin, Seite 79
von Kai Luehrs-Kaiser

Weitere Beiträge
Was kommt...

Mut zum Scheitern, Lust am Gelingen

Der Juli ist der Monat des zeitgenössischen Musiktheaters – nicht nur in Wien bei den Festwochen und in München auf der Biennale, wo u. a. Marko Nikodijevics «Vivier» uraufgeführt wurde (Foto). Die Bayerische Staatsoper bringt einen Klassiker heraus, Bernd Alois Zimmermanns «Soldaten»; in Mannheim und Düsseldorf besuchen wir neue...

Eine Sache der Ehre

Er hätte nicht gehen müssen. Zwar wurde Fritz Busch, zweifellos ­einer der größten Dirigenten des ­20. Jahrhunderts, im März 1933 von SA-Horden aus seinem Amt als ­Musikchef der Dresdner Semperoper vertrieben – ein Eklat, bei dem sich das Solistenensemble (mit nur fünf Ausnahmen) und die Staatskapelle unrühmlich verhielten. Doch Hermann Göring, bei dem Fritz Busch...

Infos

Jubilare

Verdi hätte ihr zu ihrer Violetta gratuliert, war einmal in dieser Zeitschrift zu lesen. Zum beachtlichen Repertoire der in San Francisco gebürtigen Sopranistin Jane Marsh zählen neben den zentralen Verdi-Partien auch Mozarts Fiordiligi, Figaro-Gräfin, Donna Elvira und Donna Anna, Wagners Sieglinde, Strauss' Marschallin und Daphne, Bellinis Norma,...