Apropos ... Lyrik

Mit Partien wie Ortrud und Brangäne hat sich Janina Baechle in den letzten Jahren in die erste Reihe der deutschen Mezzosopranistinnen gesungen. Wien, wo sie bis 2010 dem Ensemble der Staatsoper angehörte, ehrte sie mit der Eberhard-Waechter-Medaille, in München wurde sie zuletzt als Jezibaba in der neuen «Rusalka» der Bayerischen Staatsoper gefeiert. Doch im März stellt sich Janina Baechle einer ganz anderen Herausforderung. In Bruno Mantovanis neuer Oper «Akhmatova» verkörpert sie die berühmteste russische Dichterin. Premiere der Uraufführung an der Bastille-Oper in Paris ist am 28. März.

Opernwelt - Logo

Frau Baechle, liegen die Gedichte von Anna Achmatova auf Ihrem Nachttisch?
Natürlich habe ich jetzt einiges von ihr gelesen: das «Poem ohne Held», das zu der Zeit entstand, in der auch die Oper spielt, dazu Erinnerungen, Literatur über die Stalin-Zeit und andere Achmatova-Gedichte. In der Oper selbst kommen allerdings nur zwei Gedichte von ihr vor.

Spielt die reale Achmatova für Ihre Erarbeitung der Partie eine Rolle? Es muss doch seltsam sein, jemanden darzustellen, den man sich selbst auf YouTube anschauen kann.


Es war für mich auf der einen Seite sehr inspirierend, diese Ausschnitte zu sehen, ihre Stimme zu hören und ihr vom Leiden gezeichnetes Gesicht zu sehen. Die tiefe Sprechstimme Achmatovas war übrigens auch der Grund, weshalb der Komponist Bruno Mantovani diese Partie für dramatischen Mezzosopran konzipiert hat. Andererseits fände ich es aber falsch, eine Kopie des Originals zu versuchen. Die Achmatova, die ich singe, ist eine Opernfigur, sie hat ein eigenes Leben. Sicher, es gibt Verbindungslinien: Zum Beispiel habe ich gelesen, dass die echte Achmatova oft in ihren Schal gehüllt in einer Ecke saß. Solche Details versuche ich einzubringen, weil sie für mich starke, ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt März 2011
Rubrik: Magazin, Seite 71
von Jörg Königsdorf

Vergriffen
Weitere Beiträge
Alles Puccini?

Das Wort von der «Globalisierung» ist irreführend, selbst dort, wo es da­rum geht, die Realität der Oper im Jahre 2011 zu beschreiben. Denn beim weltweiten Siegeszug dieser originär europäischen Gattung ist gerade nicht ein Ineinandergreifen oder gar eine Verschmelzung unterschiedlicher kultureller Traditionen zu beobachten, sondern der Export einer spezifisch...

Wer keine Haltung hat, ist zum Design verdammt

Herr Konwitschny, Sie sind in Berlin an der Hanns-Eisler-Hochschule ausgebildet worden, haben viele Jahre bei Ruth Berghaus assistiert, bei Joachim Herz. Sie sind also, wenn ich so sagen darf, als Regisseur in der DDR sozialisiert worden. Der große Durchbruch kam im Westen – mit Arbeiten in Graz, Hamburg, Stuttgart, München. Hat dieser Erfolg mit dem zu tun, was...

Komisch mit Contenance

Auf seinen Humor können sich alle einigen. Auf seine Pointen ist Verlass. Damals, als er die reizenden Wesen mit den Knollennasen in die Welt setzte, wie heute, da er sich,
87-jährig, längst zurückgezogen hat und als Legende seiner selbst vermarktet wird. Ein vornehmer Spaßmacher und sanfter Spötter. Ein weltweiser Beobachter des absurden Alltags, immer freundlich,...