Apokalypse now
Nach seinem kraftvoll-romantisierenden Doppelpack mit Tschaikowskys «Iolantha» und Bartóks «Herzog Blaubarts Burg» in der Spielzeit 2015/16 kehrte Mariusz Treliński nun – im Rahmen einer Koproduktion mit dem Warschauer Teatr Wielki – als Regisseur von Verdis «La forza del destino» zurück an die Met. Und wie kaum anders zu erwarten, erzählt Treliński die Oper als eine trostlose Geschichte über verlorene Seelen. Angesiedelt ist sie in einer «heutigen» Diktatur; der Marchese di Calatrava erscheint darin wie eine toxische Kombination aus Juan Péron und Donald Trump.
Sein unfreiwilliger Tod bildet Anlass und Ursache jenes Krieges, in den Don Alvaro, Don Carlo und Preziosilla ver -wickelt werden und der in einer postapokalyptischen Untergrundstation sein ruhmloses Ende findet.
Boris Kudličkas klischeehaftes Drehbühnenbild zeigt, passend zu Trelińskis Lesart, eine dystopische Welt, inklusive Stacheldrahtzaun und umgekipptem Auto mit aufgeblendeten Scheinwerfern (Leonoras Fluchtwagen). Das mag noch angehen. Weniger verzeihlich sind die Klangeffekte, so etwa laute Helikopter-Geräusche à la Kubricks «Apokalypse Now», und die entbehrlichen Videos von Bartek Macias. Niemand wird darüber ...
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Opernwelt Mai 2024
Rubrik: Panorama, Seite 50
von David Shengold
Im Dreigestirn der mitteldeutschen Barockmeister leuchtet sein Name am schwächsten: Georg Philipp Telemann war zu Lebzeiten ein Gigant, geliebt vom Publikum, geschätzt von seinen Dienstherren und bewundert für seine überbordende Produktivität. Heute rangiert er in der Popularitätsskala weit abgeschlagen hinter den einstigen Kollegen Händel und Bach. Von den...
Schön soll sie gewesen sein. Viel mehr Positives findet sich in den «Annalen» des römischen Geschichtsschreibers Tacitus nicht über Poppaea, jene Frau, in die der römische Kaiser Nero so verliebt war, dass er dafür sowohl seine Mutter als auch die ins Exil entwichene Ehefrau ermorden ließ. Dass Claudio Monteverdi ausgerechnet diesem grausamen Paar eines der...
Den Manrico hat er schon vor zwei Jahren in Barcelona riskiert, den Canio gerade in Hamburg, der Cavaradossi ist seit Jahren eine Signetpartie. Vittorio Grigolo geht den Weg (fast) aller italienische Tenöre, denen das Lyrische – aus welchen Gründen auch immer – nicht genug ist. Dass seine klingende Visitenkarte «Verissimo» heißt und vielleicht falsche Erwartungen...