American Gothic
Mit «American Gothic» hat Grant Wood 1930 eine Ikone der amerikanischen Malerei geschaffen. Das Bild ist wie ein Porträtfoto aufgebaut: Ein Farmerpaar posiert vor Haus und Scheune. Der Mann: Sonntagsjackett über der Arbeitskluft, eine Heugabel als Stecken; die Frau: geplätteter Kittel über dem schwarzen Kirchkleid, das blonde Haar streng nach hinten gescheitelt. Die Blicke gehen ins Leere, die Mienen sind erstarrt. Ein Zeugnis der Great Depression. Exakt ausgepinselt ist das, penibel arrangiert.
Der Realismus dieser Szene indes ist nur Oberfläche, ein Firnis, der den inneren Alpdruck der Figuren verhüllt. Ganz ähnlich verhält es sich mit einem anderen Werk, das es in Amerika nie zu ikonischem Rang brachte: Samuel Barbers «romantischer» Oper «Vanessa». Im Januar 1958 an der Met uraufgeführt, bald darauf in Salzburg vorgestellt, galt die zwischen Strauss, Puccini und Schreker changierende Partitur als alter Zopf. Dabei liegt es nahe, Barbers – teils zitierendes, teils anverwandelndes – Festhalten an Mustern des 19. und frühen 20. Jahrhunderts als idiosynkratische Produktivkraft zu verstehen: Überliefertes wird zu Eigenem transformiert. Hinter dem scheinbar konservativen Anstrich ...
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Opernwelt Dezember 2016
Rubrik: Magazin, Seite 77
von Albrecht Thiemann
Die Kaiserin hat sie dieses Mal nicht getroffen. Vier Jahre ist es her, dass Edita Gruberova in Tokio den erschrockenen Taxifahrer aufforderte, sie zum Palast zu bringen. Ihre Hoheit hatte zum Privatissimum gebeten, um selbst am Klavier einige Lieder zu begleiten. Zwei Regentinnen unter sich, musizierend, dann beim Tee, gern wäre man bei diesem Gipfeltreffen dabei...
ML = Musikalische Leitung
I = Inszenierung
B = Bühnenbild
K = Kostüme
C = Chor
S = Solisten
P = Premiere
AP = A-Premiere
BP = B-Premiere
UA = Uraufführung
WA = Wiederaufnahme
Deutschland
Aachen
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www.theateraachen.de
– Gold!: 3., 4.
– Gluck, Orphée et Eurydice: 4. (P), 23.12.; 8.1.; 2., 4.2.; 5.3.; 1., 16., 27.4.
ML: Thorau –...
Ob das womöglich die beste britische Oper seit Jahren sei, fragte sich eine Rezensentin von «Opera today» 2014 anlässlich der Uraufführung von Luke Bedfords Kammeroper «Through His Teeth» im Linbury Studio an Londons Covent Garden. Wie überhaupt die Kritiker Begeisterung zeigten angesichts dieses kleinen Werks, das ursprünglich nur eine Art Beiprogramm zur...