Alte Meister
Hans Hotter (1909-2003), für eine Dekade der bestimmende Heldenbariton im Nachkriegs-Bayreuth, war von Anbeginn seiner Karriere auch ein herausragender Liedinterpret, wie seine zahlreichen Beiträge zu der legendären Liededition des Pianisten Michael Raucheisen belegen. 1973, da war er schon 64 Jahre alt und nur noch gelegentlich auf der Opernbühne aktiv, wollte er es noch einmal wissen und nahm für Decca zwei Lied-Recitals auf, die allerdings wohl nur für seine Verehrer unverzichtbar sind.
Um ein künstlerisches Testament handelt es sich hier nicht, die meisten Lieder liegen in früheren und besseren Aufnahmen des Sängers vor. Die Tongebung ist hier oft nasal, die Artikulation der Texte hat etwas Mümmelndes. Am ehesten überzeugen einige Titel von Brahms und Richard Strauss, am wenigsten die Lieder von Hugo Wolf. Eine reine Freude ist die Begleitung von Geoffrey Parsons, der die stilistischen Eigenarten der Komponisten genau trifft.
Auf dem Gebiet des Kunstliedes ist der Name des Baritons Hermann Prey (1929-98) vor allem mit dem Werk Franz Schuberts verbunden, dem er in späteren Jahren als Künstler und Manager auch eigene Festivals in Bad Hohenems und Wien ausrichtete. Was für ein ...
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Opernwelt April 2017
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 28
von Ekkehard Pluta
Wenn’s so klingt wie hier, muss einem um Europa nicht bange sein. Freilich ist dabei weder vom Kontinent dieses Namens die Rede noch von einer Europäischen Union in Zerrüttungsgefahr, sondern von «Europa riconosciuta», Antonio Salieris Oper. Und von der Titelpartie in der Gestaltung durch Diana Damrau zur Inaugurazione des Teatro alla Scala 2004 (die DVD kam erst...
Mittwoch, 8. März. Ich sitze im Flugzeug Richtung Pesaro, jedoch zur falschen Jahreszeit. Es fühlt sich auch falsch an, denn normal herrscht Vorfreude auf unerhörte Belcanto-Schätze, Sänger-Entdeckungen und vor allem die Gesellschaft meines Freundes Alberto Zedda. Er, der das Pesaro Festival kreierte und seit je (beg-)leitet, steht heute ebenso für diese Stadt wie...
«Chi a una sola è fedele verso l’altre è crudele», sagt Don Giovanni zu Beginn des zweiten Aktes zu Leporello: Wer einer einzigen treu bleibe, sei grausam zu allen anderen. Bei Seho Chang in Linz wirkt dies irgendwie drollig, denn der Koreaner ist von der Erscheinung her eher rundlich-knuddelig. Möglicherweise appelliert er an den Mutterinstinkt – ein nicht zu...