Alles Theater
Der Zauber eines Ortes hängt nicht zuletzt an den Geschichten, die man sich über ihn erzählt. Was wäre Rom ohne den Mythos von Romulus und Remus? Was Paris ohne die heroischen Berichte vom Sturm auf die Bastille? Und was Wien ohne die Verklärung seiner glanzvollen k.u.k.-Vergangenheit? Aus Legenden, Fabeln, Anekdoten spricht der Genius Loci manchmal direkter als aus gebauten Formen oder Symbolen. Auch auf Malta.
Der Archipel umfasst zwar nur 316 Quadratkilometer, zählt aber zu den ältesten Siedlungsgebieten Europas – rund 7000 Jahre wild durchmischte Kulturgeschichte sind kein Pappenstil. Vielleicht wurde die Lust am Fabulieren ja von den Arabern geweckt, die das Heft zwei Jahrhunderte in der Hand hatten. Und vielleicht ist der sense of humour, der hier zum guten Ton gehört, ein Erbe der britischen Kolonialherrschaft, die 150 Jahre währte – bis zur Unabhängigkeit 1964. Wen wundert es da, dass in dem Inselstaat zwischen Sizilien und Nordafrika die Kunst der episodischen, oftmals heiter-ironischen Selbstdarstellung herrlichste Blüten treibt?
Eine köstliche Schnurre aus neuerer Zeit geht so: In der kleinen Ex-Hauptstadt Mdina (sprich: Imdina) wollte man eines Tages große Oper geben: ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Die letzte erfolgreiche «Aida» an Covent Garden liegt lange zurück. Die Inszenierungen von Jean-Pierre Ponnelle, Elijah Moshinsky und Robert Wilson in den vergangenen 25 Jahren kamen beim Publikum nicht gut an, Ponnelles und Wilsons Produktionen brachten es nicht einmal zu einer Wiederaufnahme. Nun gelang es David McVicar mit seiner neuen, wenn auch höchst...
Diese Hölle stinkt nicht nach Schwefel. Höchstens nach Kabelbrand, ein bisschen auch nach abgestandenem Dramaturgenschweiß. Und sie beherbergt keine quälgeistigen Teufelchen, sondern Männer in T-Shirts, die mit Tafeln «Applaus!» befehlen, auf dass die Studiogäste von «Hercool TV», besonders der fitnessgestählte Namensgeber, gebührend bejubelt werden. Bei Euripides...
Der Alptraum hat nichts Exotisches. Er nistet mitten unter uns. Im ganz normalen Wahnsinn des kleinbürgerlichen Alltags. Auf der Bühne: Leute von heute in lässigen Klamotten. Steril, aseptisch, schreiend kalt mutet die Behausung dieser geschlossenen Gesellschaft an – ein weiß gleißender Kubus. Ein paar Umzugskisten, billiges Polstermobiliar, zwei diagonal...
