Adel verpflichtet
Als Schüler hatte ich das englische Magazin «Opera» abonniert, in dem den Premieren und Wiederaufnahmen des Royal Opera House naturgemäß breiter Raum gegeben wurde. Viele der Aufführungen, die ich dort beschrieben fand und die ich nur zu gern miterlebt hätte, finde ich nun zumindest als Tonkonserve in einer neuen Reihe «Heritage Series» wieder, die von der Oper selbst herausgegeben wird und deren erste zehn Folgen jetzt vorliegen.
Die Serie beginnt glanzvoll mit einer «Otello»-Aufführung von 1955, die von dem damaligen Musikdirektor Rafael Kubelik geleitet wurde.
Der tschechische Maestro war – was heute etwas in Vergessenheit geraten ist – ein bedeutender Verdi-Dirigent. Er schafft ein klangliches Breitwandgemälde mit vielen leuchtenden Details, gibt den Sängern darin Raum zur optimalen Entfaltung. Und seine Protagonisten nutzen ihn. Ramón Vinay, damals noch auf der Höhe seiner tenoralen Möglichkeiten, ist ein fast überlebensgroßer Otello, furchterregend in seiner wilden Leidenschaftlichkeit. Gré Brouwenstijn ist ihm die ideale Partnerin, mit ähnlicher Stimmfülle gesegnet, aber zugleich eine Meisterin des feinsten Piano und seelenvolle Gestalterin. Der böse Dritte, Otakar Kraus, ...
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Das Rossini-Festival, das seit 1989 alljährlich im Schwarzwaldkurort Bad Wildbad stattfindet, hat sich in den zwanzig Jahren seines Bestehens zu einem Geheimtipp unter Belcanto-Liebhabern gemausert und kann, jedenfalls in musikalischer Hinsicht, durchaus mit den größeren Festspielen in Rossinis Geburtsort Pesaro mithalten. Zwar lassen die örtlichen Gegebenheiten –...
Wenn Don Giovanni etwas Luziferisches hat, wenn er jenes weiß glühende Feuer verbreitet, an dem man sich nur verbrennen kann, so hat Elke Neidhardt diesen Charakterzug in ihrer Inszenierung von Mozarts Meisterwerk an der Oper in Sydney genau getroffen. Besonders das Finale (ohne das atavistische, moralintriefende Sextett) beeindruckt: In der Spitze des sich nach...
Ist’s ein Engel? Glaubt man Wolfram, der das Wort späterhin im «Tannhäuser» benutzt, um seinen abtrünnigen Sangesbruder Heinrich zu retten, müsste man es annehmen. Doch ein Engel würde wohl kaum die «allmächtige Jungfrau» bemühen, um seine zerrüttete Seele in die nötige Balance zu bringen. Und eben dies tut Elisabeth, kaum ist der Chor der Pilger vorübergezogen, in...