„Mehr Praxis und weniger Schule“
Chris van Goethem ist Forscher und Dozent für Theatertechnik und -geschichte an der belgischen Erasmus-Universität in Brüssel RITCS School of Arts und begann in den 1980er-Jahren als Bühnenmeister im Tourneetheater. Mittlerweile arbeitet er einerseits im Bereich Wissensmanagement, Kompetenzaufbau und Organisation von universitären Bildungsprogrammen vor allem im internationalen Austausch; andererseits erforscht er die Geschichte des technischen Theaters.
Wie kam es dazu? In seiner Unterrichtspraxis stieß er immer wieder an den Punkt, dass über die Geschichte der Theatertechnik kaum etwas verschriftlicht war, und was als schriftliche Quelle vorlag, war meist von Nicht-Techniker:innen verfasst, in Nebensätzen abgehandelt oder schlichtweg so nicht verständlich. Also stellte er die Vermittlung von Theatertechnikgeschichte in das Zentrum seiner Forschung. Zurzeit leitet er das Projekt „Canon – Technical Theatre History“, das im Erasmus+-Programm der Europäischen Union gefördert wird und in Deutschland von Lehrenden und Studierenden der Berliner Hochschule für Technik inhaltlich begleitet wird. Das Interview fand im Februar 2022 in Madrid während eines Canon-Meetings statt.
Herr van ...
Kanon der Theatertechnikgeschichte
Der „Kanon der Theatertechnikgeschichte“ („Canon – Technical Theatre History“) ist eine Darstellung der Geschichte der Theatertechnologie als europäisches Kulturerbe auf dynamische, ansprechende und abwechslungsreiche Weise unter Verwendung moderner Technologien. Der Canon wird nicht nur Bildung, sondern auch Techniker, Szenografen, Architekten, die szenische Räume entwickeln, Forscher, Kulturmanager, Künstler und Zuschauer unterstützen. Er umfasst 100 der bedeutendsten Praktiken, Technologien, Personen, Orte, Artefakte und Gebäude in der Geschichte des technischen Theaters. Jeder Eintrag im Kanon ist mit der Timeline verknüpft und wird mit einem Katalogblatt digital und auf Papier veröffentlicht. Die Timeline ist eine mehrsprachige Plattform, die es Benutzern ermöglicht, Meilensteine und Schlüsselbeispiele historischer Praktiken, Artefakte, Technologien und Gebäude zu visualisieren. Die Onlineversion basiert auf einer europaweit nutzbaren offenen Kommunikationsplattform, die Kontexte und Einflüsse spezifischer Phänomene von Theaterpraktiken und -technologien als kulturelles Erbe abbildet. Ein umfangreiches Filtersystem ermöglicht es, die Einträge aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Die Filterung kann auf einem Land, einer Technologie, einer Disziplin, Personen, Beziehungen usw. basieren. Dieser innovative Ansatz ermöglicht es, neue Beziehungen zu entdecken und die miteinander verbundenen Beziehungen und Einflüsse von Praktiken und Technologien durch Zeit und Raum zu verfolgen. In Deutschland wird das Projekt von Prof. Dr. Bri Newesely, Franziska Ritter und Studierenden der Berliner Hochschule für Technik, Studiengang „Theater- und Veranstaltungstechnik und -management“, erarbeitet. ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent der Bühnentechnischen Rundschau? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Bühnentechnische-Rundschau-Artikel online lesen
- Zugang zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Bühnentechnische Rundschau
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

BTR Ausgabe 3 2022
Rubrik: Beruf und Bildung, Seite 74
von Pablo Dornhege und Franziska Ritter
Orchester und Klimaschutz
Anlässlich des Weltumwelttags am 5. Juni betonte die Deutsche Orchestervereinigung das wachsende Engagement der Berufsorchester für mehr Nachhaltigkeit im Musik- und Orchesterbetrieb. Das Beethoven Orchester Bonn ist seit 2021 UN-Klimabotschafter. Vor Kurzem erreichte das Stuttgarter Kammerorchester (SKO) als erstes Orchester in...
Wir können Bedingungen und Abläufe in den Theaterund Opernbetrieben nur verbessern, wenn wir uns mit Themen auch kritisch auseinandersetzen und Schwachpunkte benennen. Hier schildert ein Technischer Direktor seine Erfahrungen und Arbeitsabläufe in seinem Haus. Die klingen bedauerlicherweise erschreckend, aber nicht unbekannt. Kulturbetriebe pflegen nicht immer eine...
In der Sammlung des Kleist-Museums befinden sich über 40 Bühnenmodelle aus sieben Jahrzehnten Theatergeschichte. Als Zeugnis für die Kunstform „Bühnenmodell“, als Arbeitswerkzeug der Theaterschaffenden, als gefragtes Sammlungsobjekt geben diese kleinen Bühnen Einblick in die Vielfalt der Interpretationen Kleists im Theater. Doch was hat es mit diesen Bühnenmodellen...