Zwischenreiche
Der Hauptbahnhof Gelsenkirchen ist deprimierend. Überquellende Mülleimer, Geruch von altem Dö -ner, auf zwei Ebenen irgendwelche Shops, tätowiert herumstehende junge Männer. Und dann hat man das gelbe Schild mit dem QR-Code doch noch gefunden, steigt aufs selbst mitgebrachte Fahrrad und folgt den Pfeilen, die an Laternenpfählen oder Zäunen angebracht sind. Und befindet sich auf einmal, unerwartet schnell, mitten in unberührtem Grün.
Sieben «Naturbüro»-Podcasts haben loekenfranke aus Witten, eigentlich eine Filmproduktionsfirma, auf den rund sechs Kilometern nach PACT Zollverein verteilt; sie führen durch vorher nie wahrgenommene Waldwege, vorbei an verwunschenen Parks, friedlich grasenden Schafen, bodenständigen Brieftauben-Züchtern, der pittoresk altertümlich wirkenden Zechensiedlung Dahlbusch. Jeder der rund achtminütigen Audiobeiträge ist eine Naturbeobachtung mit ohrenbetäubendem Zwitschern. Vogelkundler werden befragt, Texte von Schauspielern gelesen, etwa ein herzzerreißender Brief von Rosa Luxemburg aus dem Gefängnis 1917, die erzählt, wie ihr der Gesang der Vögel Trost spendet. Die Pfeile führen durch Wege, die man alleine nicht finden, verwunschene Plätze, auf denen man ...
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Theater heute November 2021
Rubrik: Festivals, Seite 40
von Dorothea Marcus
Durch die Wiederholung der Gefahr gewöhnt man sich an sie.
I Ging
PERSONAL
DIE PUSSYCATS: Varla – W1 Rosie – W2 Billie – W3
DIE ITALIENISCHE FAMILIE: Marquise Julietta von O-Punkt –W4 Vater – M1 Mutter – M2 Graf – M3
AUSSERDEM: Hebamme = W1 Arzt = M3
DIE WÜSTENFAMILIE: Vater – M1 Gemüse – M2 Kirk – M3
AUSSERDEM: Barista (STIMME, M)
0. violence
Varla willkommen...
Wie ein zerbrechliches Porzellanpüppchen steht sie da, diese Marquise von O. Steht auf der Bühne wie bestellt und nicht abgeholt. Fest klammert sie ihre Hände an ihren Reifrock, während drei eigenwillige Ladies katzenhaft um sie herumstreifen. Abfällig wissend erzählen sie die Kleistsche Novelle aus dem Jahre 1808, die Geschichte von «julietta marquise von...
Belästigung, Erniedrigung, Psycho-Spielchen und sexuell übergriffiges Verhalten abseits der Bühne: So lauteten die Vowürfe, mit denen Jan Fabre von einer Gruppe ehemaliger Mitglieder seiner Antwerpener Kompanie Troubleyn in einem offenen Brief konfrontiert wurde, der im belgischen Kunstmagazin «Rekto:Verso» erschien. Unmittelbarer Auslöser des Protestschreibens war...