Wer A ist, muss auch B sagen

Dass Kunst kostet, hört man nicht gern. Eine Reise nach Rostock und Kassel, Hamburg, München und Bochum beweist es. Gäbe es da nicht noch Jena-Paradies …

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Wenn Kunstbanausen, Finanzpolitiker und Wirtschaftszeitungen über das Theater sprechen, dann hört sich das häufig so an, als beginne hinter dem Kartenabreißer eine kapitalismusfreie Zone. Aufzuzählen, wie viele Euro Steuergelder unter jedem Theatersessel kleben, gilt dann als Spitzen-Bonmot, um mit der Behauptung vermeintlicher Verschwendung den Populismus zu schüren.

Denn obwohl Theater eindeutig eine demokratische Dienstleistung ist, die sich ebenso wenig eigenfinanzieren kann wie Parlamente oder Behörden, suggerieren derartige Zahlenspiele, Subventionen an Theater seien wie Kohlesubventionen Gnadengeschenke für einen Wirtschaftszweig, der sich im freien Markt nicht behaupten kann.

Und die Botschaft kommt an. Dort, wo Sozialneid und Ahnungslosigkeit sich zu öffentlichen Äußerungen verdichten, etwa in Berliner Rap-Videos, ist das Feindbild der Kunstschwuchtel ein stehender Terminus. Der verdeckte Aufruf zum kulturellen Kannibalismus, den die dauernde Geringschätzung des Theaters als Patient der Öffentlichen Hand mitteilt, fruchtet aber nicht nur bei den kreativen Chronisten der Dummheit. Vermutlich gibt es im deutschen Jammertal längst eine Mehrheit ganz vernünftiger Mitbürger, ...

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Theater heute Jahrbuch 2005
Rubrik: Die neue Klassengesellschaft?, Seite 6
von Till Briegleb

Vergriffen
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