Wenn sich Geschichte wiederholt

Die neuen Bühnenstoffe der Briten: Die Filmklassiker «Network» und «Cathy» erzählen von TV-Wut-Stars und Obdachlosigkeit. Anthony Neilsons «The Prudes» und Simon Stephens’ «Fatherland» greifen #MeToo- und Gender­fragen auf. Und Annie Bakers «John» entzieht sich allen Kategorien

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Wer erinnert sich noch an Paddy Chayefskys «Network», 40 Jahre nachdem er vier Oscars gewonnen hat? Die gleichnamige National-Theatre-Produktion nach dem US-Kultfilm wurde in der britischen Presse zu Recht als großer Coup gefeiert. Chayefskys prophetischer Blick auf die Macht und Strukturen unserer Medien scheint aktueller denn je.

Studiocountdown, Howard Beales Nase und Stirn werden ein letztes Mal abgetupft, dann surren die Kameras. Er verliest zum wer weiß wievielten Mal die Nachrichten für den Sender UBS.

Als ihm sein Boss in der Werbepause steckt, er sei gefeuert, weil seine Ratings im Keller sind, verkündet Beale seinen Zuschauern sachlich, in seiner letzten Sendung bringe er sich um, live on air. Das nun will ganz Amerika sehen, die Einschaltquoten sind astronomisch, und bleiben es, auch als Beale statt Suizid sich nur fundamental in Rage redet: Das Leben und alles, was einem so erzählt würde, sei «Bullshit!» Die Produzenten reagieren schnell und lassen ihn in der fix erfundenen «Howard Beale Show» messianisch wettern. Die populärste Sendung Amerikas. Bis das Phänomen Beale außer Kontrolle gerät.

Lee Halls Bühnenfassung dieser bösen Mediensatire bleibt inhaltlich nah am ...

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Theater heute Oktober 2018
Rubrik: International, Seite 56
von Patricia Benecke

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