Von den miesen Kritzeleien des Lebens
Wenn wir auf die Welt kommen, sind wir ein unbeschriebenes Blatt Papier. Deshalb passt es auch sehr gut, dass das Bühnenbild in Nurkan Erpulats Inszenierung von «Streulicht» im Container des Berliner Gorki Theaters aus nichts als einem überdimensionalen weißen Gebilde besteht, das man nach Herzenslust zusammenfalten, drehen und in verschiedenen Formationen wieder aufklappen kann.
Der Roman, der 2020 auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises stand, handelt von einer Ich-Erzählerin, die als Kind einer türkischen Mutter und eines deutschen Vaters in einem Vorort von Frankfurt am Main aufwächst, in der Nähe eines Industrieparks. Sie setzt dort ein, wo sie, mittlerweile Studentin, in die elterlichen Gefilde zurückkehrt, um an der Hochzeit ihrer Jugendfreunde teilzunehmen. Doch die Rückkehr ist kein freudiges Ereignis, sondern Anlass, über die vermasselte Kindheit und Jugend in dieser von gesichtslosen Einfamilienhäusern und rauchenden Chemiewerken geprägten Gegend nachzudenken.
«Die Luft verändert sich, wenn man über die Schwelle des Ortes tritt. Eine feine Säure liegt darin, etwas dicker ist sie, als könnte man den Mund öffnen und sie kauen wie Watte» – derart sinnlich ...
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Theater heute Oktober 2021
Rubrik: Aufführungen, Seite 13
von Anna Fastabend
Impressum
Die Theaterzeitschrift im 62. Jahrgang
Gegründet von Erhard Friedrich und Henning Rischbieter
Herausgeber
Der Theaterverlag – Friedrich Berlin
Redaktion
Eva Behrendt
Franz Wille (V.i.S.d.P.)
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Vucko war eine coole Socke. Das von Jože Trobec entworfene Maskottchen der Olympischen Winterspiele 1984 im damals jugoslawischen Sarajevo stellte einen Wolf dar, der bei den Fernsehübertragungen der Wettkämpfe in ohrenbetäubendes «Sarajevouuuuu»-Geheul ausbrach, nicht wirklich niedlich, aber auf interessante Weise zwiespältig, hintergründig grinsend, mit...
Da ist er also, der Theatermann, von dem wir in den letzten Monaten so viel gelesen haben. Ein Machthaber vor dem Herrn, der sich allerdings weder Mantel noch Schuhe selber ausziehen kann, der Frittatensuppe und Mineralwasser, aber auch einen ganzen Stab Gehorchender und Dienender braucht, um überhaupt zurechtzukommen in der Welt.
Ein Subjekt, das sich selbst...
