Vanitas auf der Wiese
Noch ist das Zürcher Theaterspektakel nicht das alte; sanitäre Auflagen schränken es an allen Ecken ein. Denn was das «Speki» im Kern ausmacht, ist ja das pure Gegenteil von Corona-verträglich: ein großes Durcheinander, ein Kunstvolksfest auf der Wiese am See, bei dem sich Passant:innen und Theatergänger:innen mischen, Straßenkünstler:innen mit den eingeladenen Truppen, Theaterarbeiten aus aller Welt mit gleichermaßen internationalem Street Food. Es gab heuer weniger von allem – und vor allem ja: keine Menschenansammlungen.
Weniger Beizlein, weniger Bühnen, dafür wie schon in der ersten Corona-Ausgabe vor einem Jahr künstlerische Installationen auf der freien Wiese. Aber auch mehr Koordination: mehr Koproduktionen mit den Zürcher Theaterhäusern, mehr dezentrale Aktivitäten und Shows in den Quartieren, vor Ort ein eigenes Gratis-Testzentrum und für die Straßenkunst eine besondere Bühne direkt am See, die pandemiebedingte Ordnung in das sonst so charmante Auftritts-Chaos brachte.
Das Konzept ist aufgegangen, und wie durch ein Wunder konnte tatsächlich der Großteil der eingeladenen internationalen Produktionen in Zürich anreisen und auftreten. Seine Internationalität macht das ...
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Theater heute November 2021
Rubrik: Magazin, Seite 67
von Andreas Klaeui
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Matthias Pees Da kann ich nur mutmaßen. Ich bin am Frankfurter...
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