Untergang Ahoi

Herman Melville «Moby Dick» am Schauspielhaus Düsseldorf

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Ein irre lautes, explosionsartiges Wellen-Donnern, ein greller Blitz, der die Netzhaut flackern lässt: Die britische Singer-Songwriterin Anna Calvi entfesselt schon in ihrer Ouvertüre zu Robert Wilsons «Moby Dick» ein musikalisches Live-Inferno erster Güte. Während nichts als die gigantische Projektion eines aus grauen Wellen hervorschießenden Wals die Finsternis erhellt, ist alles schon da.

Dunkelweiche Walgesänge beschwören die unverstandene Schönheit und Harmonie der Meere; stampfendes Galeeren-Schlagwerk kündet vom zerstörerischen Eintreffen des Menschen, akustische Riesenwellen brechen inmitten des Publikums und liefern den ziemlich unverblümten Sicherheitshinweis: Obacht, der Ozean und seine Bewohner:innen sind stärker, als jedes von euch Menschlein zusammengezimmerte Schiff.

In 20 Szenen reduziert Altmeister Wilson die Handlung der Rachesaga von Herman Melville auf ein Minimum, zugunsten eines Maximums an assoziativem Licht- und Bilderzauber. Es dominieren Schwarz, Grau und das Weiß der Gesichter. Im Hintergrund laufen Cinemascope-Szenen der ersten «Moby Dick»-Verfilmung von 1956 ab, allerdings bis zur Unheimlichkeit verlangsamt. Davor agieren die Spieler:innen wie ...

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Theater heute Oktober 2024
Rubrik: Chronik, Seite 58
von Cornelia Fiedler

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