Hardcore musical entertainment
Es ist ja auch ein Fluch, Künstler in New York zu sein. Jedes Jahr im Januar fliegen zig Kuratoren, Veranstalter, Festivaldramaturgen über den Atlantik auf Entdeckungsreise, wenn neben «Under the Radar» am Public Theater und «Coil» am PS122 auch diverse kleinere Festivals neue amerikanische, meist nicht-dramatische Theaterarbeiten aus New York präsentieren.
Und jedes Jahr herrscht die gleiche Enttäuschung: Warum gelingt es außer wenigen, längst Bekannten wie Richard Maxwell, Elevator Repair Service oder Young Jean Lee kaum jemandem, aus dem Schatten der Altmeister Wooster Group oder Richard Foreman herauszutreten?
Selbst der Einfluss von Laurie Anderson oder Jack Smith scheint noch immer eher lähmend als fördernd zu sein. Und darüber kann man noch froh sein: Bis in die freie experimentelle Szene hinein sind für viele die Rezepte von Tennessee Williams, Arthur Miller und Edward Albee im Umgang mit Geschichte, Politik und Beziehungskisten unverzichtbar. Die tatsächlich miserablen finanziellen und logistischen Arbeitsbedingungen (selbst relativ erfolgreiche New Yorker Off-Theatermacher müssen oft nebenher jobben), eine überraschend überschaubare freie Szene (manche Schauspieler ...
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Welch eine Verheißung: «Sie müssen das, was Sie lieben, nicht mehr selber machen. Hier geht es» – denn was ist Gefühlsproduktion schließlich anderes als harte Wertschöpfungsmaloche – «um Arbeitserleichterung!» An die Formulierung derart revolutionärer Utopien hat sich das Theater mindestens seit Brecht nicht mehr gewagt!
Im Ernst: René Polleschs «interpassive»...