Störungen im Betrieb
«Studie zu drei mythen der gegenwart» untertitelt Fritz Kater sein neues Stück «demenz depression und revolution». Mythen wurden und werden vor allem aus zwei Gründen erschaffen: um eine Erklärung für Unerklärliches zu finden und somit die Angst zu verkleinern und um den eigenen Standpunkt zu bestimmen – in ihnen drückt sich ein Welt- und Selbstverständnis aus. Bei jedem Erzählen formt sich der Mythos neu und entwickelt sich weiter.
Wenn es sich, wie Fritz Kater behauptet, bei den drei Phänomenen Demenz, Depression und Revolution also um Mythen handelt, dann liegt es in unserer Macht, wie wir von ihnen sprechen, ob wir sie als schicksalhaft und ausweglos begreifen, oder ob wir sie als Teil unserer Wirklichkeit erleben.
Alle drei Phänomene beschäftigen intensiv die öffentliche Wahrnehmung: Demenz/Alzheimer taucht in verlässlicher Regelmäßigkeit verbunden mit Bekenntnissen Prominenter auf (letztes Beispiel: Rudi Assauer, der in Form einer «Stern»-Titelgeschichte, einer Dokumentation und eines Buches bekannte: «Ich habe Alzheimer»). Als schwere Schicksalsschläge werden diese Fälle beschrieben, unausweichlich und immer ungerecht. Auch die Depression hat in den Medien Karriere gemacht, ...
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Theater heute Jahrbuch 2012
Rubrik: Die neuen Stücke der Spielzeit, Seite 151
von Sibylle Dudek
Unterschiedlicher könnten die Stücke des Jahres nicht sein: Im deutschen Sprachraum siegt Peter Handkes Geschichtssprachraumdrama «Immer noch Sturm» vor René Polleschs Individualiätsgruppenturnübung «Kill your Darlings!». Das ausländische Stück des Jahres ist Simon Stephens’ internationales Krimipuzzle «Three Kingdoms». Texte, Reden und Gesprächsbeiträge von Thomas...
Was für großartige Gestrigkeiten: Elf bieder-korrekte Anzugmänner und Kostümfrauen, ganz Schlips und Bügelfalte mit grauem Hut, tauchen aus den Tiefen der 60er Jahre, weit entfernt von jeder Eleganz, Uniformträger einer untergegangenen Angestelltenkultur aus dem Geist der Vollbeschäftigung, als noch kein Mensch übertrieben originell oder kreativ sein wollte,...
42 Kritiker, selbstverständlich die allerkritischsten und wählerischsten, haben lange mit sich gerungen und die Höhepunkte der Saison gewählt: Stücke, Regisseure, Schauspieler, Theater und andere Superlative der Spielzeit!