Spaziergang auf dem Boulevard
«Wir haben vielleicht irgendwelche Gräueltaten begangen!», sorgt sich Mistingue (Matthieu Svetchine). Nicht ganz unberechtigt, wenn man unter einem alkoholbedingten Filmriss leidet, neben einem unbekannten, dafür extrem unsympathischen Oberspießer namens Lenglumé (Johannes Kühn) aufwacht und zudem immer mehr Indizien dafür sprechen, dass man am Vorabend eine junge Frau umgebracht hat.
Svetchines Mistingue sieht sich der Situation nicht gewachsen, dämmert noch mal weg und ertränkt seine Sorgen dann in Lenglumés reichlichem Alkoholvorrat – etwaige Zeugen lassen sich ja auch noch später um die Ecke bringen.
Felix Rothenhäusler hat Eugène Labiches Komödienklassiker «Die Affaire Rue de Lourcine» am Theater Bremen inszeniert. Der Bremer Hausregisseur versucht dabei nicht, auf Teufel komm raus Lacher zu provozieren, auch wenn die Inszenierung erstens an den derben Humor von Hollywood-Komödien wie «Hangover» gemahnt und zweitens ganz gut zum Bremer Spielzeitmotto «Banditen» passt (selbst wenn hier genau genommen nichts geraubt, sondern nur ein Verbrechen vertuscht wird, ein Verbrechen, bei dem sogar die Verbrecher nur dumpf ahnen, was eigentlich passiert ist).
Die Inszenierung belässt ihre ...
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Theater heute Februar 2013
Rubrik: Chronik: Bremen, Seite 56
von Falk Schreiber
Wie humorlos. Eine «Machtdemonstration der ganz zynischen Art» sieht die gutbürgerliche «Neue Zürcher Zeitung» in Klaus Wowereits hartnäckigem Festhalten am Berliner Bürgermeisterstuhl, obwohl er doch als Aufsichtsratschef der Berliner Flughafengesellschaft die Verantwortung für milliardenschwere Fehlplanungen trägt. Gar «Schlawinerhaftigkeit, Selbstüberschätzung...
Im Juli 2012 betritt James Eagan Holmes ein Kino in der Kleinstadt Aurora, Colorado, durch den Notausgang, wirft zwei Ladungen Tränengas ins Publikum und erschießt zwölf Besucher. Nur drei Wochen später tötet Wade Michael Page sieben Mitglieder eines Sikhtempels in Oak Creek, Wisconsin. Ende September erschießt Andrew J. Engeldinger fünf ehemalige Kollegen in...
Chapeau: Die provinzielle Elite sieht noch schlechter aus als erwartet. Vom Schulrat, der ausschließlich verhaltensauffällige Pädagogen beschäftigt, über den Kreisarzt, der der Landessprache nicht mächtig ist, bis zum Richter, der sich hier mit «Windspielen» bestechen lässt, warten die städtischen Regierungsorgane im mehltaufarbenen Einheitslook auf. Der grünliche...