Serious Games

Markolf Naujoks «Every Heart is Built Around a Memory» (U) imSchauspiel Hannover

Theater heute - Logo

«Es war einmal ein Mädchen, das schuf sich seine eigene Welt hinter der Welt»: Markolf Naujoks’ Stück «Every Heart is Built Around a Memory» beginnt wie ein Märchen, wie die opulente Erzählung einer Realitätsflucht, und ist ein Abtauchen ins Digitale. Dort, wo man Kaiserin sein und über Wellen gehen kann, wo next levels und Laserschwerter regieren, ist das real life angenehm fern. Und Naujoks’ Stück beginnt auch mit dem Selbstmord eines Mädchens. Marie heißt sie, war Spiele-Entwicklerin und depressiv.

Ihre beiden Schwestern, Nina und Carla, suchen sie in dem von ihr entwickelten immersiven Computerspiel, das ebenfalls «Every Heart is Built Around a Memory» heißt. Verschiedene Aufgaben gilt es dort zu erfüllen, zahlreiche Erinnerungen zu rekonstruieren. Eine Questtyger muss besiegt, ein Geier ausgetrickst werden. Und doch, so wird sich später rausstellen, sind Nina und Carla letztlich nur virtuelle Stellvertreter. 

Der Theatertext – 2019 für den Jugendpreis des Heidelberger Stückemarkts nominiert – ist ein Stück über Depression und Suizid, über das Spielen und Gamen und damit nicht über den Unterhaltungsaspekt oder das Suchtpotenzial von Videospielen, sondern über die darin ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute 6 2022
Rubrik: Chronik, Seite 56
von Katrin Ullmann

Weitere Beiträge
Pflegefall Pflege

Wer sich über einen Pflegenotstand wundert, der hat in den vergangenen Jahrzehnten wohl Glück gehabt und musste Krankenhäuser oder Pflegeheime nicht von innen wahrnehmen. Schon im Deutschland der Wirtschaftswunderjahre ging die volkswirtschaftliche Rechnung ziemlich gut auf, größerer Wohlstand sei nur durch immer größere Flexibilität und Arbeitsleistung zu haben....

Bodennebel und Baumstümpfe

Auf den immersiven Effekt des Mediums zielt das Puppentheater Zwickau in seiner digitalen Bearbeitung von Goethes Ballade «Der Erlkönig» eher nicht ab. Aber die Idee, ein Zielpublikum ab 13 Jahren möglichst distanzlos in die fiktionale Welt eines literarisch eindrucksvollen Gruselstücks eintauchen zu lassen, in dem ein Vater ebenso verzwei -felt wie vergeblich um...

Der Kummerkasten der Nation

Das Lied von der Wurst und ihren zwei Enden ist ein fürchterlicher Karnevalsgassenhauer. So laut, so dumm, so dre -ckig. Dass es auch anders geht, zeigt Christoph Marthaler am Theater Basel. Ganz klein, ganz fein, ganz einstimmig singen sie dieses «Alles hat ein Ende.» Pause. «Nur die Wurst hat zwei.» Pause. «Jawoll, mein Schatz.» Pause. «Es ist vorbei.» Und...