Sensibel und brutal

Philipp Löhle «Queerio» (U) am Deutschen Theater Göttingen

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Thomas Unthan – er verantwortet die Ausstattung von «Queerio» – sei als allererstes ein Kompliment gemacht: Für die herrlich surrealen Kostüme, die er sich ausgedacht hat und mit denen er sich um die Ausstattung des nächsten Tim-Burton-Films bewerben sollte. Gruselig bunt und wunderbar überzeichnet.

Da klebt Noah Schlechtweg, der über weite Strecken des Abends die Vaterfigur spielt, eine Nickelbrille im Gesicht genauso wie ein gezwirbelter Schnauzbart, hat sein taillierter Kurzmantel einen aufgeschlagenen, protestantisch-violetten Kragen und erzählt sein stabil sitzender Zylinder von großbürgerlicher Ordnung. Entsprechend opulent und gleichsam festgezurrt ist Nathalie Thiede als Mutterfigur eingekleidet: ein faszinierender, real gewordener Alptraum aus grell orangenen Puffärmeln am moosgrün schillernden Kleid. Auf dem Kopf ein Haarteil samt biederem Hütchen. Schrill verortet Unthan diese beiden in einer optisch starken und zugleich bösen Fantasy-Welt. Und macht sie zu Figuren, die alles sein können: Filmfiguren, Imagination, Stimmen im Kopf.

Als «Stimmen» kennzeichnet Philipp Löhle sie im Personenregister seines jüngsten Stücks. Außerdem treten auf: Helena (Violet Shiva) und Tom ...

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Theater heute Juni 2024
Rubrik: Chronik, Seite 56
von Katrin Ullmann

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