Fröhliche Hass-Frösche
Wie ist es dem Autor Tobias Ginsburg nur gelungen, zu immer neuen rechtsextremen Männerbünden Zutritt zu erhalten, undercover, kaum verkleidet, ausgerechnet er, ein «schmächtiger Jude», wie er sich selbst im Schauspiel Köln zu Beginn auf einer großen Videoleinwand bezeichnet? Anderthalb Jahre lang hat er recherchiert, bevor sein beeindruckendes Buch «Die letzten Männer des Westens» 2021 erschien, eine Recherche in den gruseligen Ecken von Männlichkeitswahn, Antifeminismus, Queerfeindlichkeit und Rechtsextremismus, die weltweit Gesellschaften zerfressen und dem Rechtsextremism
us den Boden bereiten, so der Autor: «Im Kampf gegen Demokratien hat der Krieg gegen Frauen und sexuelle Minderheiten nicht nur Tradition. Er hat Priorität».
In Köln bringt Rafael Sanchez sein Buch erstmals auf die Bühne, Ginsburg hat aktiv daran mitgearbeitet. Die erste Zusammenkunft eines Männerbundes beginnt vermeintlich harmlos: Im Wald aus neun entlaubten Baumstämmen (Bühne Eva-Maria Bauer), standhaft stark wie so ein Männerkörper nun mal gerne sein möchte, trifft er auf einen Haufen Würstchen grillender FDP-Mitglieder. Gespielt wird Ginsburgs Alter Ego von einer Frau, clever, sensibel und ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Theater heute Juni 2024
Rubrik: Chronik, Seite 57
von Dorothea Marcus
Angeblich kann im Sommer 2024 wieder viel ausgewählt werden: neue Politik z.B. in Ostdeutschland, Europa und den USA, auch zwischen internationalen Großereignissen im Sport kann gewählt werden. Kaum einer dieser Wahlen wird mit großen Erwartungen oder Hoffnung entgegengesehen, vielmehr sind vor allem Bedenken und Ängste zu vernehmen, selbst die Fußball-EM scheint –...
Ein Sarg. Und ein Grab. Zwei Orte der Begegnung mit den Eltern, zwei Orte der Erforschung ihrer Lebensgeschichten in und für Deutschland (wie so viele Berliner Theaterabende in dieser Saison deutsche Familienbilder zeichnen). Die Gräber sind offen, die Ahnen untot. Ihr Denken, Fühlen und Handeln hat die Nachgeborenen tief geprägt.
Es sind zwei Theaterabende im...
Körper, Körper, immer wieder Körper! Verletzbare, wütende, sich selbst neu definierende, gegen Zugriffe und Zuschreibungen kämpfende, und ja, auch sterbliche Körper … Die menschliche Existenz in ihrer physischen Ausprägung steht im Fokus des diesjährigen Festivals «Radikal jung». Zu Recht, ist der Körper doch – und daran kann keine KI rütteln – das widerständigste...