Queer zu allen Konventionen

Das Festival du Théâtre in Avignon feiert eigensinnige Künstlerpersönlichkeiten wie Thomas Jolly, Maria Callas und François Chaignaud

Theater heute - Logo

So richtig schön schauerlich blutrot leuchtet der Papstpalast. La Cour d'honneur, der Empfangshof in der Papstburg, ist immer noch das Herz des Festivals von Avignon, seit vor siebzig Jahren Jeanne Moreau, Gérard Philipe und Jean Vilar hier den «Prinzen von Homburg» aus dem Pariser Stadttheaterstaub an die frische Luft holten. Jeanne Moreau ist übrigens gleich nebenan in der Maison Jean Vilar eine Ausstellung gewidmet (bis Mitte April 2019): Von den Stars ihrer Generation war sie nicht nur die Unabhängigste, sondern blieb zeitlebens Avignon auch am treuesten verbunden.

2011 trat sie zuletzt hier auf, mit dem Musiker Etienne Daho, und es ist eine Lieblingsgeschichte meines Taxifahrers, wie er sie nach einem Schlussapplaus im Papstpalast gleich nach Barcelona fahren durfte zum nächsten Auftritt. 

Unser Bedürfnis nach Kultur lässt sich nicht sättigen, «notre besoin de culture est impossible à rassasier», sagt Festivaldirektor Olivier Py. Jenseits schöner Worte hat er mit über 95 Prozent Auslastung eine erfreuliche Bilanz aufzuweisen, von 113.000 angebotenen Karten für 47 Produktionen wurden 108.000 verkauft, fast 50.000 weitere für Gratis-Aufführungen abgesetzt. Im Juli ist Avignon ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute November 2018
Rubrik: International, Seite 48
von Andreas Klaeui

Weitere Beiträge
Film: Die Wunden der Weltgeschichte

Die Menschen haben verlernt, nach oben zu schauen», bedauert der Arzt Gabor Stern im Gespräch mit dem syrischen Flüchtling Aryan. «Wir leben horizontal in unseren Netzwerken.» Damit bringt er auch die zentrale Sehnsucht zum Ausdruck, die den Regisseur Kornel Mundruczo zu seinem neuen Kinofilm «Jupiters Moon» inspiriert hat. Es beginnt fast distanzlos. Die Kamera...

Wien: Fräuleins als Ware

Ödön von Horváths traurige White-Trash-Figuren haben Konjunktur. Seine Arbeitslosenballaden sind schließlich ideal, um über die emotionale Kälte unserer neoliberalen Gesellschaft und aktuelle Entsolidarisierungstendenzen, die soziale Ungleichheiten verschärfen, zu erzählen. Die #MeToo-Debatte könnte Horváth weiteren Auftrieb geben: Zur Ware degradiert wurden jene...

Das Beste kommt noch!

In Herbert Fritschs Inszenierung «der die mann», die noch an der Castorf-Volksbühne entstanden und nach deren Ende ins Repertoire der Berliner Schaubühne gewandert ist, hat Annika Meier diese schräge Solo-Nummer. Sie tritt an die Rampe, um etwas vorzutragen, weiß aber vorgeblich nicht, wie sie anfangen soll. Kein Wunder; die Texte des Neodadaisten Konrad Beyer, auf...