Quartett aus vier Trümpfen
Das Thema mag noch so groß sein, der Text noch so brillant, die Regie noch so originell – ob ein Stück auf der Bühne funktioniert oder nicht, hängt vom Ensemble ab. Und da ist dem Staatstheater Karlsruhe bei der deutschsprachigen Erstaufführung der absurden Komödie «Hir» ein Glücksgriff gelungen. Zwei junge Neuzugänge (Jannik Görger und Rumo Wehrli) und zwei altbewährte Kräfte (Lisa Schlegel und Gunnar Schmidt) spielen eine Familie.
Und sie erschaffen stimmig faszinierende Szenen jener vertraut-verstörenden Dynamik, wenn beim Reden über banale Dinge unterschwellig Machtverhältnisse ausgelotet werden, sich bei Konflikten sprunghafte Allianzen bilden und ständig große Nähe ersehnt, aber trotzdem einander nicht zugehört wird.
In der Regie von Jakob Weiss erweist sich jeder in diesem Quartett als Trumpf und trägt dazu bei, dem Publikum vier Charaktere trotz deren Ruppigkeit ans Herz wachsen zu lassen. Das ist nicht etwa ein positiver Nebeneffekt, der sich bei der Präsentation des «großen» Themas dieses Stücks ergeben hat. Es ist vielmehr die Basis, auf der ein Thema – in diesem Fall die Auflösung althergebracher Geschlechterrollen – überhaupt erst Bühnenboden unter den Füßen bekommt. ...
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Theater heute März 2023
Rubrik: Chronik, Seite 58
von Andreas Jüttner
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