Projekt Weltverbesserung?

Andreas Kriegenburg stellt im Thalia Theater mit Sartres «Schmutzigen Händen» noch einmal die Fragen, die das 20. Jahrhundert bewegten, und Jürgen Gosch verlegt im Hamburger Schauspielhaus Gorkis «Nachtasyl» nach «Unten»

Theater heute - Logo

Das Haus ist groß und leer, ein white cube aus Rigips mit Satteldach. So gemütlich sehen die Mannschaftszelte von innen aus, die von der Bundeswehr in Katastrophengebieten zur Erstversorgung aufgestellt werden. Nun sprengt die Notunterkunft beinahe die geräumige Bühne des Hamburger Schauspielhauses, und trotz ordentlicher Belegung bleibt noch viel Platz für Neuzugänge. Man kommt von der Seite und aus der ersten Reihe ins «Nachtasyl» 2006. Vor der Revolution ist nach der Revolution: Dafür plädiert Jürgen Gosch mit Maxim Gorki.

Aber bevor die soziale Frage einen 100-Jahres-Sprung wagt, steht im Thalia ein historischer Rettungsversuch auf dem Programm: die gute alte Revolution und ihre kommunistische Praxis. 

Sartres «Die schmutzigen Hände» führen tief in den Keller der erledigten Fragen des letzten Jahrhunderts. Darf man für die bessere Zukunft oder auch nur das Wohl der Partei einen Menschen umbringen – und sei er ein verabscheuungswürdiger Abweichler? Und was macht der aufrechte Revolutionär, der für seinen Mord ins Gefängnis gewandert ist, wenn sich nach der Entlassung die Parteilinie geändert hat? Da kann man schon ins Grübeln geraten über Politik und Moral und Verantwortung und ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Juni 2006
Rubrik: Aufführungen, Seite 8
von Franz Wille

Vergriffen
Weitere Beiträge
Das Ende einer Ära?

Eigentlich sind Eugene O’Neill und die Wooster Group ein «match made in heaven», wie man im Amerikanischen sagt: Sie sind wie geschaffen für einander. O’Neill, Amerikas nobelpreisprämierte Antwort auf Ibsen und Strindberg, führte in den zwanziger Jahren die seriöse Theaterkunst auf den Broadway-Bühnen ein – und verlieh ihr mehr Glamour, als die dort sonst übliche...

Joker mit Schwarzem Peter

Der Mohr hat seine Schuldigkeit längst noch nicht getan. «Ich bin nicht, was ich bin!», sagt Shakespeares schwarzer Mann. Die Frage, die das Ich im Innersten zerreißt, scheint so zeitlos akut zu sein, dass die Theater sich ihr programmatisch widmen. Das Düsseldorfer Schauspielhaus etwa startet mit dem Motto und dem Drama Ende September in seine neue Intendanz,...

Ein Fall für die Bühne

Einar Schleef war ein Kerrrl, groß, stämmig, kompakt. Er prägte sich ein als eine kräftige Einheit, strahlend von Energie. Jeder Auftritt von ihm war eine Ankunft. In ihm hausten viele Kerle: ein Zeichner, ein Maler, ein Fotograf, ein Bühnenbildner, ein Kostümdesigner, ein Regisseur, ein Choreograf. Dazu: ein Musiker, ein Schreiber, ein Schriftsteller, ein Dichter....