Polen: Die Network Polonaise

René Pollesch treibt in Warschau seinen Kunst-Boulevard auf die Spitze

Was von den Schauspielern bei ihrem ersten Auftritt als «futuristisches thailändisches Bühnenbild» angesprochen wird, sieht wie ein kugeliger Bungalow vom alten Visionär Buckminster Fuller aus und erinnert zusammen mit dem aufgeschnittenen Container von Chasper Bertschinger an die legendäre Prater-Wohnfront. Die sieben Akteure haben jedoch etwas für eine französische Boulevardkomödie erwartet. Die zweite Verwechslung betrifft das Pub­likum, das heute statt aus entfremdet Erschöpften nur noch aus Kreativen bestehe.

Und drittens wird sich die Frage nach dem Regietheater als Irrtum herausstellen.

    Tanz der Reden

«Jackson Pollesch» läuft von Anfang an auf Hochtouren an Grzegorz Jarzynas TR War­szawa, wo der in Polen durchaus nicht unbekannte Auteur-Regisseur vor vier Jahren schon einmal einen Versuch startete. «Ragazzo dell’Europe» blieb als Konfrontation der Schauspieler mit der Pollesch-Methode allerdings unter den Erwartungen. Daraus zog der heiß umworbene, direkt für seine Schauspieler schreibende Sprechaktkomponist wohl Konsequenzen für den jetzigen Streich. Das Tempo aus den auf Englisch angetriebenen Proben ist so rasant, dass sich hier niemand mehr auf Bewährtes ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute November 2011
Rubrik: MAGAZIN, Seite 61
von Thomas Irmer

Weitere Beiträge
Eine Frage der Perspektive

Leicht hat es das Hamburger Schauspielhaus schon eine ganze Weile nicht. Nach dem abrupten Ende der glücklosen fünfjährigen Intendanz Friedrich Schirmers im September 2010, begründet mit den Einsparungen, die Reinhard Stuth, der kürzest amtierende Kultursenator aller Zeiten, als Highlight seiner sechsmonatigen Amts­zeit dem Schauspielhaus verordnete, gelang es den...

«Nicht einmal ein Wort rührt uns an»

Am 11. März 2011 erschüttert ein Erdbeben der nie verzeichneten Stärke 9,0 den Nordosten Japans. Kurz darauf trifft eine ungeheure Tsunami-Welle auf die Küste.
Am Tag des Bebens wird von 133 Toten berichtet, am Folge­tag von 686, nur wenige Wochen später haben sich die Schätzungen auf 28.000 Tote und viele Vermisste erhöht. Mittlerweile spricht man von 120.000...

Seminar der Frustrierten

Auch Kathrin Rögglas letztes Stück «Die Be­teiligten» befasste sich mit einer ausgefallenen Jobsituation, der sie Verallgemeinerungsfähi-ges (zum Politikgeschäft) ablauschte: Simultan­dolmetscher. Für Kassel hat sie sich jetzt eine Gruppe von Menschen vorgenommen, die als NGOs, Entwicklungshelfer oder Corporate Internationals im Ausland gearbeitet haben, jetzt aber...