Nur der Wind

Maria Milisavljevic begibt sich auf die Suche nach dem Heidesee

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ch halte meine Nase in den Wind. Ich atme ein. Ich schließe die Augen. Die Sonne scheint mir direkt ins Gesicht. Würdest Du neben mir stehen und mir direkt ins Gesicht schauen, würdest Du sehen: jedes einzelne kleine Härchen auf meiner Haut strahlt goldentransparent. Ich konzentriere mich auf das Rauschen des Windes. Ich glaube, es zu hören, wie es sich um Grashalme wickelt. Ich weiß, dass ich es höre, oben in den Wipfeln der Kiefern. An meiner Nasenspitze tanzt es. Das ist gut, denn dieser Tag ist zu heiß.

Das ist gut, denn der Schweiß läuft mir aus den Achseln und rinnt an meinen Flanken entlang. (Es kitzelt.) Der Schweiß trieft von meinen Achselhaaren und zieht in den Stoff meines Hemdes. Der Wind biegt die Haare auf meinen Armen. Ein bisschen ist es wie Streicheln. Und die Sonne brennt mir in den Poren. Ich muss das aushalten. Denn die Hitze ist heute mein einziges Problem. Das ist das Besondere an heute. Bis Königswusterhausen (Endsta -tion) bin ich mit der S-Bahn gefahren, dann fünfzehn Kilometer gelaufen, Richtung Heidesee. Vor mir liegt nicht der Heidesee. Ich habe mich verlaufen. Das gehört dazu. Das Handy darf nicht mit. Die Orientierung (der Blick in die Ferne, Richtung ...

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Theater heute Jahrbuch 2025
Rubrik: Cheering up, Seite 101
von Maria Milisavljevic

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