Neue Stücke · Aufführungen (5/2019)
Aufführungen
Wenn sich Antú Romero Nunes Wilhelm Buschs «Max und Moritz» zur Regiebrust nimmt, ist das Ergebnis nicht jugendfrei: erst ab 16, sagt das Berliner Ensemble! Ganz im Gegensatz zum Theater Dortmund, wo Thorleifur Örn Arnarsson einen «Irrgarten des Wissens» als Sommertheaterspektakel verspricht, «das die Schädeldecke hebt und das Herz im Kreis tanzen lässt».
Sebastian Hartmann wendet sich in Dresden mit Dostojewskis «Schuld und Sühne» dagegen einem deutlich düsteren Nihilismus-Klassiker zu und der verfänglichen Frage, ob es auserwählte Menschen gibt. In Nürnberg wartet Altmeister Dieter Dorn auf einen Herrn namens Godot, aber nicht von Beckett, sondern von Feydeau. Der einladende Titel zur bürgerlichen Lebenehetristesse: «Herzliches Beileid!» Das Schauspiel Zürich lädt gleich zu zwei hochliterarischen Geisterbeschwörungen: Barbara Frey dramatisiert James Joyces Erzählung «Die Toten», und Karin Henkel ruft zu Thomas Manns «Der Zauberberg» unter dem durchaus aktuellen Stimmungstitel «Die große Gereiztheit». Am Schauspiel Bochum wiederum zeigt nach der Genter Premiere auch der deutsche Koproduktionspartner Milo Raus Aischylos-Adaption «Orest in Mossul» mit einer Frage, ...
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Theater heute Mai 2019
Rubrik: Daten, Seite 72
von
Im Nachmittagsstau auf der repräsentativen Avenida Paulista tanzen zwei Frauen und drei Männer; das Jazz-Quartett, das sie begleitet, spielt an gegen Hupen und Motoren. So richtig gefährlich ist die kleine Show zwar nicht, denn ohnehin ist Stop-and-Go die Höchstgeschwindigkeit um diese Tageszeit – und doch ist das Spektakel programmatisch gedacht: als öffentliche...
Wie geht man um mit einem, der nicht funktioniert in einer auf perfekte Funktion geeichten Gesellschaft? Wie viel Empathie investiert man, wenn am Ende die Rechnung mit den Gefühlen doch nicht aufgeht? «Von den Göttern, die in Erhabenheit sitzen, kommt die Gnade irgendwie grausam», weiß das Mädchen Tamsin am Ende mit Aischylos und bleibt allein zurück mit ihrem...
Oft kennen Männer keine Hemmung, wenn der sexuelle Überdruck zu groß wird; sie scheuen dann selbst vor ungeheuren, monströsen, fürchterlichen Dingen nicht zurück. Ab Mitte der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts (und in entlegeneren Gegenden bis in dieses hinein) stand als Triebabfuhrstation eine ziemlich übel beleumundete Institution zur Verfügung: die Peep Show....
