Luft holen, weiter atmen
Dramaturg:innen und Regisseur:innen haben eine große Gestaltungsfreiheit, wenn es darum geht, wer in den Texten von Elfriede Jelinek gerade spricht und wie man das ausgestalten könnte. In «Sonne/Luft» ist das im ersten Teil etwas anders, schließlich ist ganz klar: Hier spricht eine allwissende Erzählerin, die wie eine anthropomorphe Supernova festgeschraubt im Zentrum eines planetarischen Systems sitzt und sich menschenähnlich verhält.
Das glutvolle Zentralgestirn kann arrogant wütend und machtvoll anmaßend sein, es ist aber auch eine galaktische Superwoman oder interstellare Medea, die dem milliardenfachen Menschengewimmel, das so hysterisch tut, als könne es mal kurz die Welt retten, unmissverständlich zu verstehen gibt, dass es die Rechnung ohne die Wirtin da oben macht. Schließlich könnte sie jederzeit alles da unten verbrennen und die Apokalypse lächelnd genießen: «Für die Fruchtbarkeit bin ich schon auch zuständig», die aber «macht nicht soviel Spaß, die dauert mir zu lang. Ich bin ungeduldig, ich bin in Hitze.»
Nachdem die Sonne auf etwas mehr als zwanzig Seiten klar gemacht hat, dass da eine didaktisch geschulte Mephistofela am Werk ist, zieht das feuerspendende ...
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Theater heute März 2024
Rubrik: Chronik, Seite 57
von Jürgen Berger
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