Kassel: Mangelware Sperma
40 ist die Panikgrenze. Diese 40, in Worten «fourty», flammt weiß und drohend über der dunklen Bühne auf: Wer jetzt kein Kind hat, macht sich keines mehr, lautet der Subtext dieser harmlosen Ziffern, der Frauen bis heute eingeimpft wird. Das ist biologistisch und in Zeiten von «Social Freezing» nicht mehr ganz aktuell. Doch bei Casting-Agentin Anna hat es funktioniert. Sie ist Ende dreißig und voll auf dem Kindertrip. Dumm nur, dass ihr deutlich jüngerer Freund, der süße, aber verantwortungsscheue Tom, sie in dem Moment verlässt, als es ernst wird mit der Familienplanung.
Konstantin Marsch, der diesen Jammerlappen wunderbar hassenswert spielt, hat in «Stories» am Staatstheater Kassel einen harten Abend vor sich. Er wird noch als Felix, Lachlan, Danny, Corin und Rupert auftreten – Typen, die eines gemeinsam haben: keine Lust, sich Anna als Samenspender zur Verfügung zu stellen.
Die englische Dramatikerin Nina Raine beherrscht die hohe Kunst, gesellschaftliche Abgründe in einem derart heiteren Boulevardstil zu präsentieren, dass sie einen hinterrücks eiskalt erwischen. In «Konsens» (abgedruckt in TH 5/18) war es das Thema Vergewaltigung, eingebettet in ein abgeklärt humoriges ...
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Theater heute Mai 2019
Rubrik: Chronik, Seite 66
von Cornelia Fiedler
Aufführungen
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Corinne Orlowski Wie sind Sie mit Schleef in Berührung gekommen?
Ulrich Rasche Ich habe viele Inszenierungen von Schleef gesehen: «Wessis in Weimar» am Berliner Ensemble, «Salome» in Düsseldorf, das «Sportstück» und «Verratenes Volk» in Berlin; aber auch die anderen Inszenierungen kenne ich aus dem Archiv über Susan Todd. Und ich habe Schleef einmal persönlich...
Die Elfriede-Jelinek-Puppe, die Nikolaus Habjan 2013 für Matthias Hartmanns Inszenierung von «Schatten (Eurydike sagt)» im Wiener Akademietheater gebaut hat, kam seither immer wieder zum Einsatz. Stellvertretend für die Autorin nahm sie einen Nestroy-Preis entgegen, und erst kürzlich rief die Klappmaulpuppe mit den hochtoupierten roten Haaren auf YouTube zu...
