Ist sie ein Monster?
Ein lichtdurchflutetes Chalet in den französischen Alpen. Die erfolgreiche Autorin Sandra Voyter (Sandra Hüller) bricht das Interview mit einer Studentin ab, als ihr Mann Samuel im Stockwerk darüber ohrenbetäubende Musik in der Dauerschleife laufen lässt. Die Kamera zeigt abwechselnd Sandra auf der Couch, ein Glas Rotwein in der Hand, und ihr irritiertes Gegenüber. Anscheinend würde Sandra ohnehin lieber mit ihrer Gesprächspartnerin flirten, als über das Verhältnis von Realität und Fiktion in ihren Romanen zu sprechen.
Zwischendurch springt die Szenerie zu Sandras elfjährigem Sohn Daniel (Milo Machado Graner), der seinen Hund wäscht. Erst später erfährt man, dass der Junge sehbehindert und Snoop ein Blindenhund ist. Als Daniel von einem Spaziergang mit ihm zurückkehrt, entdeckt er vor dem Haus seinen toten Vater. Weinend ruft er seine Mutter, die als einzige potenzielle Zeugin von dessen Sturz aus dem dritten Stock anscheinend nichts mitbekommen hat.
Regisseurin Justine Triet zeigt bis zu diesem Punkt im diesjährigen Cannes-Siegerfilm «Anatomie eines Falls» konsequenterweise nur Szenen, in denen die beiden Familienmitglieder vorkommen, die als Überlebende auch potenzielle Zeugen ...
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Theater heute Dezember 2023
Rubrik: Magazin, Seite 70
von Eva Behrendt
Lulu ist nackt. Natürlich. Seit Peter Zadek die Schauspielerin Susanne Lothar die Naturgewalt in der Lulu-Gestalt hat suchen lassen, ist das immer eine Option. Auf eine solche Suche begibt sich auch Daniela Löffner in ihrer Version von «Lulu» am Staatsschauspiel Dresden. Denn diese Figur ist ja schwer zu greifen. Zwischen intrigantem Lolita-Vamp und naiver...
2.12./SAMSTAG
19.20, 3sat: Theater zwischen Kunst und Aktivismus
Die Dokumentation beleuchtet aus Anlass der Verleihung des Theaterpreises DER FAUST die deutsche Theaterlandschaft im Spannungsfeld von Kunst und Aktivismus.
5.12./DIENSTAG
0.00, ZDF: 37°, Aufbruch hinter Gittern: Theater im Knast
Das Berliner Gefängnistheater «aufBruch» inszeniert einmal im Jahr...
Wo Molière draufsteht, ist Komödie drin. Erst recht, wenn sich ein Schauspieler, Regisseur und Superkomödiant wie Bruno Cathomas der Sache annimmt. In Bern beugt er sich über Molières «Amphitryon», Kleists Vorläuferdrama, und erst einmal fällt im Theater der Strom aus. Das Notstromaggregat will auch nicht so recht, der Darsteller des Merkur steckt in der Deutschen...
