In der Zeitschleuse
Was warst du am 8. Mai 1945?» Die einzige Talkshowfrage, die in Nicolas Stemanns Theaterfassung des Antikriegsromans «Schlachthof 5» von Kurt Vonnegut gestellt wird, gehen die Hannoveraner Schauspieler streng gruppentherapeutisch an. Brav hocken sich Sonja Beißwenger, Matthias Neukirch, Peter Knaack und Matthias Buss auf den psychedelisch gemusterten, bühnenflächendeckenden Teppichboden und heben aus dem Schneidersitz zum fröhlichen Lügen an. «Ich habe am 8.
Mai 1945 Geburtstag!», kräht einer, «Ich war in Auschwitz!» eine andere, während ein dritter gleich von den Russen vergewaltigt wurde. Macht sich hier etwa die gnädigerweise zu spät geborene Generation über den Erinnerungsfuror der letzten Zeitzeugen lustig? Holt sie aus zur großen Erinnerungskulturkritik?
Dabei ist Erinnern gar nicht so einfach, schon gar nicht, wenn man wirklich dabei war. Zu dieser Erkenntnis kam anno 1969 der damals 47-jährige Schriftsteller Kurt Vonnegut, nachdem er sich jahrelang mit seinem «berühmten Buch über Dresden» herumgeschlagen hatte, ohne zu Potte zu kommen. Als blutjunger Kriegsgefangener hatte Vonnegut Krieg, Lager und den Dresdener Feuersturm überlebt, aber auch im zivilen Leben wich der Tod ...
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Die Ein-Mann-Revolution tritt hinter einem Werbeplakat für die Zigarettenmarke «Cabinet» hervor. Auf dem Plakat sieht man eine Küchenszene, in der sich die Hauptfigur die Zigarette an der Flamme des Gasherds anzündet. Die Ein-Mann-Revolution ist männlich und spricht grundsätzlich im lockeren Plauderton.
Beherzt Hallo, na wie geht’s, Ihnen allen ein herzliches...
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