«Ich will niemanden abhalten, Schulden zu machen»

Die Autorin Kathrin Röggla über ihr neues Stück «draußen tobt die dunkelziffer», über gewollte Verschuldung, «Heuschreckenkapitalismus» und dokumentarische Mittel als ästhetische Instrumente

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Theater Heute Kathrin Röggla, in Ihrem neuesten Theaterstück «draußen tobt die dunkelziffer» wimmelt es von Leuten, die tief in den Miesen stecken. Kennen Sie das aus eigener Erfahrung?

Kathrin Röggla (lacht) Wir alle sind verschuldet! Das ist unsere Grunddisposition! Ich muss lachen, weil ich gerade Gilles Deleuzes Postscriptum zu Foucaults «Kontrollgesellschaften» gelesen habe. Darin sagt er, dass der Mensch der heutigen Kontrollgesellschaft der «verschuldete» oder schuldige Mensch ist. Ein Aspekt, der mir bei einer frühreren Lektüre nicht aufgefallen ist.

TH Schuldig im christlichen Sinn?

Röggla Von Christentum spricht Deleuze an dieser Stelle nicht, aber er bezieht sich ja auf Foucault, der mit seinem Begriff der «Gouvernementalität» durchaus eine Verbindung herstellt. Bezieht man diesen Begriff auf heute, kann man darunter die Verbindung von Regierung und Selbstregierung im neoliberalen Regime erkennen, die durchaus auch ihre Wurzeln im Religiösen hat. In der Kontrollgesellschaft haben wir Normen, deren Einhaltung früher vom Staat kontrolliert wurde, dermaßen verinnerlicht, dass wir sie für unsere eigenen halten. Überhaupt hat sich das Verhältnis von Innen und Außen verschoben. ...

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Theater heute Juli 2005
Rubrik: Das Stück, Seite 40
von

Vergriffen
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