Heillose Individualisten
Anton Tschechows «Onkel Wanja» und «Der Kirschgarten» erzählen bekanntlich von Idyllen, die keine mehr sind. Hoffnungen zerplatzen, aus Landgütern werden Grundstücke für Datschen. Von den kritischen Spitzen auf feudale Müßiggänger, aufkommenden Kapitalismus und die rücksichtslose Industriegesellschaft zum Ende des 19. Jahrhunderts ist in Christopher Durangs Tschechow-Fuge «Vania und Sonia und Mascha und Spike» nichts mehr übrig, etwaige Gesellschaftskritik wird in seiner freien Adaption weitestgehend umgangen.
Auch in Stefan Hubers europäischer Erstaufführung steht zunächst alles auf wohligem Landhausflair: Mit Blick auf den Kirschgarten, eine den gesamten Hintergrund bedeckende Wandfolie, schaut Vania (Berth Wesselmann), ein schwuler Mittfünfziger, im Wintergarten bei morgendlichem Kaffee dem Sonnenaufgang zu. Nach dem Tod der Eltern glänzt aber auch in diesem allseits mit floralen Mustern bedeckten Wohnambiente (Bühne: Andrea Wagner) nichts mehr wie früher. Während er sich mit unerfüllten Träumen abzufinden gelernt hat, ergeht sich die depressive Sonia (Catharina Kottmeier) in alltäglichen Jeremiaden über ihr eigenes Versagertum. Als dann noch deren beider Schwester Mascha ...
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Theater heute März 2014
Rubrik: Chronik: Baden-Baden, Seite 55
von Björn Hayer
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