Alles zugleich
Einen sadistischen Tanzmeister, einen schüchternen DJ und drei barfüßige pathetische Ballerinen, ein paar Handtücher und einen Laptop – mehr braucht Michael Laub nicht, um den Kreis der Verbindungen von Tanz und Tod begrifflich abzuschreiten. Da ist die Geschichte der Ballerina, deren Tutu an der Gasbeleuchtung der Bühne Feuer fing: Von da an hielten die Theater nasse Handtücher bereit, und so entstand das Sprichwort vom «Wet Blanket», der «Spaßbremse» – angeblich.
Da ist der Skelett-Tanz aus dem «Wizard of Oz», der sich wie ein roter Bewegungsfaden durchs Stück zieht: Schritt, Schritt, Kniewackeln, Fingerschnippen, Schritt, Schritt ... Regelmäßig fallen Schüsse und brechen Frauen zusammen. Tot oder lebendig, wahr oder gelogen, süß oder grässlich, herrlich oder peinlich, lauten die Fragen dieses Abends: Alles zugleich, lautet die einzig richtige Antwort.
Ganz in Schwarz und Weiß gehalten ist Michael Laubs neues Stück «Death, Dance and Some Talk». Die ebenso simple wie schlagende Symbolik der Szenerie ist Konzept. Nichts ist hier dem Zufall überlassen – ganz wie bei dem ähnlich konsequenten französischen Konzeptualisten Jérôme Bel –, nichts dem Auge des detailversessenen ...
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