Graz: Geht’s auch ein bisschen lauter?
Für die Bewohner von Stadtland ist das Tram 83 Sehnsuchtsort und Sündenpfuhl, Hölle und Paradies zugleich. In dem Nachtclub kommen Gauner und Prostituierte, Minenarbeiter und Studenten, einheimische Warlords und ausländische Geschäftsleute zusammen. Sie werden vom Beat wilder Jazzbands in Stimmung gebracht und von missmutigen Kellnerinnen bedient, sie vögeln auf den Unisex-Toiletten und feiern ohne Sperrstunde.
Das fiktive Stadtland, ein von Rebellen ausgerufener Stadtstaat inmitten des ebenso fiktiven Staates Hinterland, besteht hauptsächlich aus einem halbfertigen Bahnhof und mit wertvollen Erzen gefüllten Bergwerken.
Stadtland und Tram 83 sind Metaphern für den Kongo, die Heimat des 1981 geborenen Fiston Mwanza Mujila. Seit er 2009 Stadtschreiber in Graz war, lebt der Autor in der Hauptstadt der Steiermark, und hier wurde nun auch sein vielbeachtetes Romandebüt «Tram 83» (2014) erstmals auf die Bühne gebracht. Wer aber erwartet, dass die Probebühne des Schauspielhauses sich in einen pulsierenden, schweißtreibenden Afro-Club verwandeln würde, wird enttäuscht. Bühnenbildner Frank Holldack hat mit ein paar Versatzstücken – ein Tüllvorhang als Rückwand, viele Glühbirnen im ganzen ...
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Theater heute November 2018
Rubrik: Chronik, Seite 58
von Wolfgang Kralicek
Ein Herrenanzug auf einem Tisch. Sechs Männer und eine Frau, allesamt stummfilmhaft geschminkt und in weißer Feinripp-Unterwäsche, zupfen an ihm herum, bringen ihn allmählich zum Tanzen. Dann stülpen sie den Anzug einem von sich über, dem staunenden jungen Mann mit der Stirnlocke. Und im Handumdrehen ist er zum Protagonisten in Kafkas Erzählung «Das Urteil»...
Die Menschen haben verlernt, nach oben zu schauen», bedauert der Arzt Gabor Stern im Gespräch mit dem syrischen Flüchtling Aryan. «Wir leben horizontal in unseren Netzwerken.» Damit bringt er auch die zentrale Sehnsucht zum Ausdruck, die den Regisseur Kornel Mundruczo zu seinem neuen Kinofilm «Jupiters Moon» inspiriert hat. Es beginnt fast distanzlos. Die Kamera...
Governance is a form of art», heißt es irgendwann in «No President», der jüngsten Produktion des New Yorker Nature Theater of Oklahoma, die auf der diesjährigen Ruhrtriennale uraufgeführt und vom Düsseldorfer Schauspielhaus koproduziert wurde. Dass Regieren eine Kunst ist, weiß auch Mikey, der Wachmann und ehemalige Schauspieler, der mit seinen Kollegen einer...