Geschichte als Familienaufstellung
Gartenzwerge sind seit dem Barock belegt, spätestens ab 1900 wurden die Wichtel industriell gefertigt und gelten seither als Inbegriff des Spießbürgertums.
Entsprechend ist es mehr Symbolik als historische Realität, dass der Kriegsheimkehrer Erich Freytag (Alexander Svoboda) sich in Oskar Roehlers autobiografischem Roman «Herkunft» seinen Teil des Wirtschaftswunderkuchens mit einer Gartenzwergfabrikation erarbeitet und so der Fünfziger-Jahre-Bundesrepublik ihr ästhetisches Signet verpasst – der Spießbürger kämpft sich aus tiefster Demütigung zu einem gewissen Wohlstand, und zwar mittels Figürchen, die zum Preis der Unterordnung eine heile Welt versprechen. Heil wird bei Freytag allerdings nichts: Seine Frau (Susanne Schrader) verleugnet ihre Homosexualität, Sohn Rolf (böse: Claudius Franz) zeigt keinerlei Talent fürs Gartenzwerggewerbe und sucht stattdessen Anschluss zu Literaturbetrieb und umstürzlerischer Gewalt. Außerdem zeugt er mit der revolutionspathetischen Großbürgertochter Nora (Lisa Guth) einen Sohn, Robert (ein trauriger Gartenzwerg: Matthieu Svetchine). Und der wächst fortan zwischen Drogen- und Sexexzessen lieb- und vor allem elternlos auf.
Die Nazivergangenheit der ...
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Theater heute April 2014
Rubrik: Chronik Bremen Theater, Seite 55
von Falk Schreiber
Am Ende von Peter Handkes biografischem Porträt seiner Mutter, die 1971 Selbstmord beging, fliegt der Ich-Erzähler, der gerade die Todesnachricht erhalten hat, zurück nach Österreich. «Beim Zeitungslesen, Biertrinken, Aus-dem-Fenster-Schauen verging ich allmählich in einem müden, unpersönlichen Wohlgefühl», heißt es in «Wunschloses Unglück». «Ja, dachte ich immer...
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///...... drei schlag
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