Gegenkritik

Sebastian Baumgarten über Krankheit, Gesellschaft und die Rezeption seines «Requiems» an der Komischen Oper Berlin

spekulation.

kann man einen zusammenhang erkennen zwischen der erschreckenden zunahme der krankheit krebs und der gesellschaft, in der sie derartig zunimmt? krebs hat ja als überproduktion von zellen zumindest strukturell gemeinsamkeiten mit bestimmten ökonomischen erscheinungen im kapitalismus.



oder hat diese krankheit etwas mit der deckelung bestimmter triebe/energien des körpers zu tun, die in rigiden, weil ausschließlich auf ökonomische oder ideologische aspekte orientierten gesellschaftsformen und ihrer moral nicht mehr ausgelebt werden können? stimmt also die polemisch auf das soziale orientierte interpretation dieser krankheit in petras texten?

seit ein paar tagen leiden die sogenannten volkswirtschaften an einem börsencrash. seltsam, dachte ich, der krebs ist ein zuviel von sich selbst, der körper frisst sich selbst auf. ich dachte an lynchs «elephant man», dessen anomalie auch ein zuviel an kopf ist, nicht ein zuwenig, verortet in einer welt einer noch erkennbaren industrialisierung.

verluste.
es fehlt offenbar einigen zuschauern die anteilnahme, verursacht durch die distanz, welche die spielweise mit sich bringt. es fehlt offenbar einigen zuschauern an trost, den die ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute November 2008
Rubrik: Magazin, Seite 63
von Sebastian Baumgarten

Vergriffen
Weitere Beiträge
Emotionaler Hardrock

Nächste Saison geht Jörg Pohl nach Hamburg. Weg von Zürich. Leider. Denn selten trifft man in einem Theater auf einen jungen Schauspieler wie ihn, von dem man bei der ersten Begeg­nung denkt: «Klar, hochbegabt», und bei der zweiten: «Hm, vielleicht sogar genial?», und bei der dritten: «Okay, zweifellos genial.» Einen, dem man gerne noch jahrelang zuschauen möchte,...

Fels und Baumskelett

Zwei junge Männer lagern auf einer Matratze. Starren und schweigen den Bühnenhimmel an, und von dort oben glotzt zurück das Nirgendwo, das den in Sinnfragen mutwillig unbehausten Helden Meursault in Albert Camus’ Kurzroman «Der Fremde» erst umhüllt, und dann genüsslich erdrosselt. Zwei junge Männer also, und da springt der eine auf, feixt und flucht, ein Dutzend...

Chronik eines unangekündigten Todes

In knapp viereinhalb Minuten ist eine harmlose Freizeitaktivität in etwas Unbegreifliches umgeschlagen, und, so viel sei hier verraten, auch in den restlichen 78 Minuten wird der Zuschauer nichts Weiteres über die Beweggründe dieser seltsamen Tat erfahren.Wüsste man es nicht, man würde gewiss nicht vermuten, dass dieser still forschende, beinahe dokumentarisch...