Gegen die Zeit

Ulrich Rasche setzt auf effiziente Wiederverwendung und Bühnenmodule

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Die Frage nach Verzicht in der Kunst, im Theater ist äußerst vielschichtig. Das Problem lässt sich hier nicht erschöpfend behandeln. Theater kann viele exzessive Facetten haben und sich dadurch der Gegenwart mit ihrem Fokus auf (neo -liberales) Effizienzdenken, soziale Verantwortung und ökologische Ethik widersetzen. Dass es gegen die Zeit steht, ist schon immer eine Kraft des Theaters gewesen. Seine Widersprüchlichkeit zu bewahren, ist ein zentrales Anliegen meiner Arbeit.

Viele meiner Bühnen, die ich heute, aber vor allem vor einigen Jahren entworfen habe, sind ausgesprochen aufwändig, kostspielig und verbrauchen sowohl bei der Herstellung viel Energie als auch während der Vorstellungen. Diesem hohen Verbrauch steht ein großer Verzicht gegenüber – der Verzicht auf überflüssige Zeichen im Sinne einer künstlerischen Ökonomie. Diese Reduktion der künst -lerischen Mittel führte in meinem Fall zu einer gewissen äußeren Ähnlichkeit in sich sehr verschiedener Arbeiten.

Obgleich Themen und Texte meiner Insze -nierungen vollkommen unterschiedlich sind, die Körper in der Raumästhetik jedes Mal anders gedacht und choreografiert werden und ohnehin Sprache in jedem Körper anders zur Geltung ...

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Theater heute Jahrbuch 2023
Rubrik: Verzicht, Seite 61
von Ulrich Rasche

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Heimat Sprache

Die frühen Jahre
Ausgesetzt In einer Barke von Nacht
Trieb ich
Und trieb an ein Ufer.

An Wolken lehnte ich gegen den Regen.
An Sandhügel gegen den wütenden Wind.
Auf nichts war Verlaß.
Nur auf Wunder.
Ich aß die grünenden Früchte der Sehnsucht,
Trank von dem Wasser das dürsten macht.

Ein Fremdling, stumm vor unerschlossenen Zonen,
Fror ich mich durch die finsteren...