Gegen die Wand
Es gibt wenige zeitgenössische Texte, deren Theatertauglichkeit so wenig augenfällig ist wie Maggie Nelsons «Bluets»: ein schmaler, 2009 erschienener Band, der auf 100 Seiten 240 Prosaminiaturen versammelt, die man als Liebeserklärung an die Farbe Blau lesen kann, mal zögernd, mal drängend, immer mäandernd, tastend. Ein schöner, kluger, streckenweise brüllend komischer Text, der Kunstgeschichte, Neurowissenschaft, Literaturtheorie, Pop und Genderscience streift und dabei zu einer Poetologie des Begehrens wird. Aber definitiv kein Theaterstück.
Im Malersaal des Hamburger Schauspielhauses hat Katie Mitchell «Bluets» auf vier Stimmen verteilt. Wobei die Aufteilung nicht ganz gleichberechtigt ist: Paul Herwig strukturiert Nelsons Vorlage, indem er die Kapitel nummeriert, Yorck Dippe spielt Keyboard, Ukulele und Klarinette, Ute Hannig fuhrwerkt zwischen der Bühneninstallation (Alex Eales) herum und leitet beispielsweise blaue Tinte in ein Glas Wasser, was als Livefilm einen hübschen Blaueffekt ergibt. Und Julia Wieninger liest Nelson.
Hin und wieder tauschen die Darsteller die Rollen, auch Herwig darf zeitweise Musik machen, auch Hannig die Kapitel ansagen. Aber im Zentrum steht ...
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Theater heute Mai 2019
Rubrik: Aufführungen, Seite 24
von Falk Schreiber
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