Freie Szene: Was will das Kind?
Die ersten Minuten passiert nichts. Ein buntes Bühnenbild, ein wallendes Laken an der Decke, es dominiert die Farbe Rosa. Eine Höhle? Im Innern des Schweinebauchs? Schließlich betreten fünf Performer die Bühne und beschreiben Menschen, die sie in den vorausgehenden Minuten offenbar im Publikum beobachtet haben. Bewegungen, Kleidungsstücke, Gespräche, Frisuren. Das Aussehen und Verhalten von fremden Personen in Momentaufnahmen ist eine Collage von losen Teilen, die unverbunden im Raum schweben. Und damit ist man schon mitten im Autismus.
Besonders am schwer beeinträchtigten Ende des breiten Ausprägungsspektrums fügen sich bei dieser Behinderung Gesehenes und Erlebtes nicht in einen größeren Sinnzusammenhang. Zumindest nicht in eine Sinnhaftigkeit, die sich von außen verstehen lässt.
Der Bildende Künstler und Regisseur Tobias Yves Zintel ist mit einem autistischen Bruder aufgewachsen. Wie sich der Autismus von Marcus auf die Familie auswirkte, thematisierte Zintel 2012 bereits im Film «Mental Radio». In den «Autistischen Spielen» im Ballhaus Ost greift er den Stoff gemeinsam mit dem Psychiater und Autor Przemek Zybowski neu auf: Die beiden verbinden Videodokumente, tänzerische und ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Theater heute Mai 2020
Rubrik: Magazin, Seite 60
von Monika Scheele
Funktioniert Science Fiction im Theater? Schwierig. Laurie Pennys «Everything belongs to the future» ist als Roman eine durchaus beunruhigende Dystopie, in der die Menschheit das Altern aufhalten konnte, zumindest für den Teil, der sich eine Droge namens «The Fix» leisten kann. Die Wohlhabenden verbringen ihre Tage faltenfrei zwischen Sport, Müßiggang und...
Peter Holtz verfügt über eine seltene (Un-)Fähigkeit. Und zwar eine, die besonders in diktatorischen Systemen von unschätzbarem Vorteil ist: Er zeigt sich komplett immun gegen die hohle Parteiprosa, mit der die Nomenklatura ihre fragwürdige Ordnung zu legitimieren pflegt. Diesem höchst außergewöhnlichen Kind der DDR fehlt nämlich schlicht das Gen zur...
Noch schien Brasilien verschont zu bleiben vom Virus, die Zahl der offiziell registrierten Infizierten war gering. Aber der unberechenbare Präsident kam gerade zurück vom Besuch bei Donald Trump, und zur Entourage gehörte auch Kommunikationschef Fabio Wajngarten – der war positiv getestet, und also ging auch Jair Bolsonaro in die Klinik. Die finalen Ergebnisse...